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dabei anwendet; aber für technische Zwecke hat dieß gewisse
Grenzen. — Wendet man zu wenig Diastas an, oder läßt man
deffen Wirkung nur kurze Zeit andauern, so bleibt ein Antheil
unverändertes Dextrin in der Flüssigkeit. Durch die Reaction
mit Jodtinctur lassen sich die fortschreitenden Stadien der Um
wandlung des Stärkmehls sehr leicht verfolgen; ist alles Stärk
mehl und Dextrin in Dextringummi und iu Dextrinzucker um
gewandelt, so darf Jodtinctur in der Flüssigkeit keinerlei Fär
bung mehr hervorbringen.
Wenig Säure so wie neutrale Salze hindern die Wirkung
des Diastas nicht; Alkalien hindern sie; sie erfolgt aber sogleich
wie das Alkali neutralisirt wird. Gerbestoff hebt deffen Wir
kung gänzlich auf. Knochenkohle wirkt nicht auf dasselbe. Al
bumin und Kleber erleiden dadurch keine Veränderung. Gewisse
harte Wässer schaden daher unmittelbar der Zuckerbildung Leim
Meischproceffe nicht, sondern die darin gelösten Salze wirken
erst nachtheilig bei der Gährung, indem sie die Hefe so wie die
gelösten Stoffe cohärenter und dadurch weniger leicht zersetzbar
machen. Wenn jedoch das harte Wasser doppelt kohlensaure
Salze — Kalk — enthält, so wird dadurch die in der Meische
enthaltene freie Phosphorsäure mehr oder weniger neutralisirt,
und dieß scheint einen wesentlichen Einfluß auf die Auflösung
des Klebers, auf die Bildung der Hefe und auf die Vergährungs-
fähigkeit der Flüssigkeit zu üben. — Das Diastas bleibt zwar
nach seiner Wirkung auf das Stärkmehl selbst beim Kochen der
süßen Flüssigkeit gelöst, allein es wurde dadurch in seinen Ei
genschaften modificirt. Wenn es einmal auf Stärkmehl zucker-
bildend eingewirkt hatte büßt es seine zuckerbildende Kraft größ-
tentheils ein — daher man das Stärkmehl zur Zuckerbildung
auf einmal und nicht in getheilten Portionen anwenden muß —
und beim Kochen der Flüssigkeit wird dessen zuckerbildende Kraft
gänzlich vernichtet. Bei der Gährung solcher Flüssigkeiten wird
es zur Bildung der neuen Hefe verwendet und in dieser Form
zum Theil aus denselben ausgeschieden. Es enthält Stickstoff
und liefert bei der trockenen Destillation Ammoniak. Nach Lie-
big ist das Diastas nichts anderes als Kleber in einem gewissen
Stadium der Umsetzung seiner Bestandtheile, vermöge welches
Zustandes es das Stärkmehl §ur Umsetzung in Gummi und
Zucker disponirt.
Das zum Bierbrauen erzeugte Gerstenmalz enthält etwa