Geschichtlich».
Die Biererzeugung, gewöhnlich Bierbrauerei genannt, ist
einer der wichtigsten Commercial- bürgerlichen, Communal- und
obrigkeitlichen Gewerbsbetriebe. Sie befaßt sich mit der Er
zeugung eines allgemein und in vielen Ländern in großer Menge
genossenen geistigen Getränkes, welches in den nördlichen Län
dern, die der Weincultur entbehren, gewissermaßen die Stelle
des Weines ersetzt, nämlich mit der des Biers.
Die Kunst, Bier zu erzeugen, ist zwar offenbar jünger als
die, den Wein zu bereiten; dessenungeachtet war sie schon den
Alten bekannt. Diodor von Sicilien sagt: daß Osiris,
König von Egypten, etwa 1960 Jahre vor Christo das Vier in
diesem Lande zuerst als einen Stellvertreter des Weines einge
führt habe. Archilochus (720 Jahre vor Christo), Aeschy-
lus und Sophokles (ff 400 Jahre vor Christo) gedenken
eines Gerstenweines (Vinum lloräeaooum), woraus hervorgeht,
daß das Bier den alten Griechen bekannt war. Auch kannten
es die alten Teutschen und Gallier. Die Benennung „Oero-
■visia“, womit die Gallier und die Lateiner jenes Getränk be
zeichnet haben, scheint aus den Wörtern Oeres (mythol. Göttin
des Getreides) und Vis (Kraft) gebildet zu sein und demgemäß
Kraft, Nahrungsstoff oder Extract des Getreides zu bedeuten.
Die Gallier nannten ihr süßes Bier (Würze?) Oorovisia; das
starke Bier (gegohrenes Bier?) hingegen wurde von ihnen Zy-
thus genannt.
Mit Wasser gegohrenes Korn heißt in Ober-Egypten Luba,
und scheint das älteste egyptische Bier in seiner ursprünglichen
Rohheit zu sein, ähnlich wie noch gegenwärtig der Kwas in
Rußland. Das am meisten gegohrene öuka heißt l/mbülbül
(d. h. Mutter der Nachtigall), weil sie die Trunkenen singen
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