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So wie die Unterhefe von der Oberhefe in ihrer Wirkung
verschieden ist, fo ist sie es auch im äußern Ansehen. Sie ist
nämlich von bräunlicher Farbe, weniger klebrig, und scheint sich
in gröbern Flocken aus der Flüssigkeit ausgeschieden zu haben,
was ihr Absetzen am Boden erleichtert.
Die Bierhefe.
Über die eigentliche Natur der Bierhefe sind wir gegenwärtig
schon weniger in Unkenntniß wie über den Gährungsproceß selbst.
Wir kennen die nähern und entferntern Bestandtheile der Bier
hefe, ihre Eigenschaften und ihr Verhalten; wir kennen den Ver
lauf der Gährung, welche üe in zuckerhaltigen Flüssigkeiten her
vorbringt, wir kennen die Producte, welche dabei erzeugt werden;
wir haben aber noch keine ganz bestimmte Kenntniß von der
eigentlichen Ursache ihrer Wirkung. Indessen obwohl dadurch
der wahren Erkenntniß über das Wesen der geistigen Gährung
und über die Art der Wirkung der dieselbe erregenden Kraft
vor der Hand noch Schranken gesetzt sind, so hindert uns dieß
dennoch nicht, davon ganz zweckmäßige Anwendungen zu machen,
da wir sowohl das Verhalten wie auch die Eigenschaften der
Hefe kennen.
Die ältern Chemiker machten sich von der Natur der Hefe
gar verschiedene und eigenthümliche Vorstellungen. So hielten
Henry und Bouillon die Hefe für eine Säure, Seguin
hielt sie für Eiweiß, Fabroni für Kleber. In der neuern
Zeit haben T h e n a r d, P r o u t, C a g n i a rd - L a t o u r, S ch w a n n,
Quevenne, Kützing u. A., letztlich Mitscherlich, Mul-
der, Schloßberger und Wagner die Bierhefe einer nähern
Untersuchung unterzogen, wie bereits im !. Theil S. 134 u. w.
nachgewiesen worden.
Wenn man die Bier-Oberhefe zur Entfernung des ihr an
hängenden Biers mit reinem, kaltem Wasser anrührt, die Hefe
daraus durch Ruhe absetzen läßt mrd sie dann zwischen Fließ
papier auspreßt, so stellt sie, unter dem Mikroskope betrachtet,
eine pulverförmige, aus graugelben Körnern bestehende Sub
stanz dar, die weder Geschmack noch Geruch hat und sowohl
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