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hinreichend. Allein es ist bester, diese mit Würze angerührte
Hefe nicht sogleich der Hauptwürze zuzusetzen, sondern sie erst
durch 1 bis 3 Stunden an einem mäßig warmen Orte stehen
zu lassen, um sie in kräftige Gährung zu bringen, welche, weil
hierin die Menge der Hefe sehr groß ist, sehr bald eintritt,
worauf die schon gährende Masse der Hauptwürze zugesetzt und
nun wegen der schon stattgehabten Zertheilung der Hefe in die
selbe mit Leichtigkeit gleichförmig verrührt werden kann, so daß
keine Hefenklümpchen sichtbar bleiben. Diesen Vorgang nennt
man die Vorbereitung der Hefe. Es bildet sich dabei eine
hohe, bei gehopften Würzen gekräuselte Schaumdecke in der
vorbereiteten Hefe, weßhalb der Holzkübel, worin die Vorberei
tung geschieht, nur zur Hälfte angefüllt werden darf. Die in
der vorbereiteten Hefe gebildete Kohlensäure, welche in der gäh-
renden Würze großentheils absorbirt bleibt, mag ebenfalls zur
Beförderung des Eintrittes der Gährung in der Hauptwürze
beitragen.
Nach den verschiedenen Gährnngstheorien ergeben sich fol
gende Erklärungen über die vortheilhaftere Wirkung der vor
bereiteten Hefe und zwar:
«) Nach Meißner wäre es die gleichförmige Vertheilung
der Hefe in der Würze, welche zu ihrer Auflösung und Zer
setzung des Zuckers beiträgt.
b) Nach Liebig's Ansicht von der Gährkraft würde die
Hefe ihren Faulungs- oder Verwesungsproceß bei der Vorbe
reitung mit der wenigen Würze, wobei der eine Factor — die
Hefe — sehr groß, der andere Factor — die Würze — aber sehr
klein ist, sehr kräftig beginnen, und die Hefe, indem sie dadurch
in den Zustand der Zersetzung — der Bewegung — gebracht
worden ist, denselben Zustand viel leichter auf die größere
Masse der Hauptwürze übertragen, als wenn sie ohne diese
Vorbereitung in einem gewissen Zustande der Ruhe dazu ange
wendet wird. Die gleichförmige Vertheilung derselben in der
Würze trägt wesentlich dazu bei.
o) Betrachtet man die Hefe als eine Pflanze, so ist diese
Vorbereitung dasselbe, was bei den Samen das Einquellen und
Keimen derselben ist, nämlich die bessere Erweckung der Lebens
kraft durch Erfüllung einer der wichtigsten Bedingungen zur
Vegetation, der Zuführung der nöthigen Feuchte, nur mit dem
Unterschiede, daß dieß bei der Hefe in der Würze — in dem