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Obergährung, die 48 Stunden dauert, beendigt sich die Kräusen-
gähruug in 24 bis 30 Stunden, worauf die Hefengährung be
ginnt. Wenn die Ober- oder Untergährung bei sehr niedrigen
Temperaturen, im ersten Falle unter 8 " R., im zweiten Falle
unter 4" R. vorgenommen wird, so bilden sich nur sehr unvoll
kommene Krausen und bloß eine mehr oder weniger hohe Schaum
decke mit Schaumberg. Die Zersetzung des in der Würze ent
haltenen Zuckers durch die Vorgährung steht im Verhältnisse mit
der dabei stattgefundenen scheinbaren Attenuation und beträgt
etwa die Hälfte der ganzen erfolgenden Attenuation. Die Malz
würzen, Malzgetreidewürzen und Malz-Kartoffelstärkmehl-Wür-
zen zeigen hierbei im gehopften und nicht gehopften, im gekochten
und nicht gekochten gleichen Zustande ein analoges Verhalten.
Dritte Gährnngsperiode: Hefengährung (Hefentrieb).
Bei dem Übergange der Vorgährung in die Hefengährung
wird der Schaum der erster», er sei gekräuselt oder nicht, bei
der Obergährung in Bottichen von einem andern Schaum durch
brochen, welcher klebrig, großblasiger, zäher, trübe und gelblich,
sehr leicht und locker ist, und daher ziemlich hoch emporsteigt.
Während dieser Zeit wird der Schaum der Vorgährung an die
Seiten gedrängt und zerfließt allmälig zu gährender Würze,
die in das Jährende Bier zurückfällt, und im ersteren Falle das
Hopfenharz auf der Oberfläche und an den Seitenwänden des
Gährbottichs anhaftend zurückläßt. Dieser gelbliche Schaum ist
die eigentliche neu gebildete Hefe, daher diese Gährnngsperiode
auch die Benennung Hefengährung —Hefenbildungsperiode
erhalten hat. Ein Theil der neu gebildeten Hefe findet sich aber
immer wahrscheinlich gemengt mit den entleerten Zellen der
Samenhefe auf dem Boden des Gährgefäßes abgesetzt, und dieser
Antheil ist um so größer, bei je niedrigerer Temperatur und
mit um so weniger Stellhefe die Obergährung eingeleitet und
fortgeführt wurde, je langsamer sich daher das kohlensaure Gas
entwickelt hatte, dessen rasche Entwickelung in größern Bläschen
vorzüglich an dem Emporheben der Oberhefe Ursache zu sein
scheint. Während der Hefengährung ist das gährende Bier durch
die sich ausscheidende Hefe am meisten getrübt. Die Dauer,
daher die Schnelligkeit des Verlaufes der Hefengährung ist
ebenfalls von der Temperatur der in die Gährung versetzten