209
erfolgt noch ein geringer Hefenausstoß und ein Fortschreiten der
Attenuation. Das Jungbier kühlt allmälig zur Temperatur des
Kellers ab, die Nachgährung wird nach und nach verlangsamt,
das kohlensaure Gas entwickelt sich in geringerer Menge und
in kleinern Bläschen, das Jungbier zieht sich zusammen, sinkt
im Spundloche zurück, und muß daher fortwährend nachgefüllt
werden, um die Fässer spundvoll zu erhalten. Durch das Aus
stößen des einen Antheils Hefe nach Oben und durch das Ab
setzen des andern Antheils derselben am Boden des Gefäßes
klärt sich endlich das Bier vollkommen; der Hefenausstoß durch
das Spundloch hört auf, ein feiner, weißer Schaum tritt au
deren Stelle (Blüthe des Biers), und dieß ist der Zeitpunct,
wo das Spundloch gereinigt, das Faß aufgefüllt und verspundet
werden muß.
Dieses ist der erste Grad der Nachgährung; aber
sie hat noch nicht aufgehört, sie findet noch fortwährend, wenn
auch ungleich langsamer, Statt; das kohlensaure Gas, am Ent
weichen gehindert, wird in größerer Menge von der kalten,
schleimigen Flüssigkeit zurückgehalten, das Bier wird moustirend,
perlend oder schäumend, bildet beim Ausgießen in Gläser stehen
bleibenden Schaum, und erhält dadurch den piquanten, erfri
schenden, kohlenfäuerlichcn Geschmack. Am Boden scheidet sich
noch etwas Hefe ab; die Obergährung ist durch die Erniedri
gung der Temperatur allmälig in eine Untergährung übergegangen.
Es ist dieß der zweite Grad der Nachgährung und
während derselben soll das Bier vertrunken werden.
Bei der wirklichen Untergährung erfolgt die Nachgährung
langsamer, weil das Jungbier nach der Hauptgährung ziemlich
klar, mit nur wenig Hefe in die Lagerfässer abgezogdn wird;
es wird dabei keine Hefe durch das offene Spundloch ausge
stoßen; aber auch hier müssen die Fässer durch Nachfüllen spund
voll erhalten, und endlich verspundet werden. Zeitweilig muß
man die Fässer öffnen und wieder auffüllen.
Bei der Obergährung schreiter die Nachgährung schneller
vor, woran die Vodenhefe Ursache ist, die in den Fässern ver
bleibt, oder in dieselben gebracht wird. Es ist dieß nothwendig,
weil bei dieser Gährungsweise sonst die Nachgährung unter
drückt, und das Product gefährdet wird. Hieraus erklärt sich
mit der Unterschied in der Haltbarkeit der Ober- und Unter
hefenbiere.
D>illn,z'S Gührungschtmic. I , 2.
14