22 L
a) indem ein rechtwinkelig gebogenes Thermometer mittelst
eines Korkstöpsels in einer Öffnung der Seitenwand des Gähr-
bottichs so befestigt wird, daß seine Kugel etwa 0 Zoll tief in
die gahrende Flüssigkeit hinein ragt, dort durch einen Blechkorb
vor dem Abschlagen geschützt ist, die Scala sich aber außerhalb
des Bottichs au dem senkrechten Theile des Rohrs befindet;
oder man befestigt
b) ein gerades, langes Thermometer in die Mitte einer
langen Holzleiste auf ähnliche Art, so daß es beim Auflegen der
Leiste über den Gährbottich senkrecht steht und mit seiner Kugel
wenigstens 6 Zoll tief in die gähreude Würze untertaucht, die
Scala des Instruments aber sich über der Leiste befindet. In
jedem Zeitmomente kann man so das Steigen nnd Fallen der
Temperatur in der gährenden Bierwürze beobachten, ihr Maxi
mum bestimmen, und daraus mit Rücksicht auf die Zeit und Art,
in welcher und wie die Temperaturszunahme Statt hat, den
Gährungsverlauf verfolgen. Man wird so zu Erkenntnissen ge
langen, die einen wesentlichen Aufschluß liefern müssen über die
Beschaffenheit und Haltbarkeit des erzeugten Biers; denn es ist
gewiß, daß ein Bier, bei dessen Gährung die Temperatur sehr
hoch stieg, von geringerer Qualität und minderer Haltbarkeit ist,
weßhalb der Bierbrauer Alles zu vermeiden hat, was eine zu
bedeutende Erhöhung der Temperatur der gährenden Bierwürze
herbeiführen könnte. Man würde durch diese Beobachtungen
den Schlüssel zur Erklärung von vielen bei den Bieren vor
kommenden, auf ihre Beschaffenheit und Haltbarkeit Einfluß neh
menden Erscheinungen erhalten, worüber man sich bisher keine
Rechenschaft zu geben weiß, über die daher noch der Schleier
der Finsterniß gehängt ist, welche in der Empirie der Braukunst
noch immer die Mißgeburt der Geheimnißkrämerei hervorge
bracht hat.
Es ist begreiflich, daß die Größe der gährenden Masse dar
auf Einfluß nimmt, und daß bei der Gährung kleinerer Massen,
z. B. bei der Obergährung in Fässern, das Steigen der Tem
peratur der gährenden Würze nicht bedeutend sein kann.
Um es auch für die Bottichgährung zu ermäßigen, muß
die Würze dazu mehr abgekühlt und mit weniger Stellhefe ver
setzt werden, damit der Gährungsverlauf der größern Masse
Würze bei derselben verlangsamt und dadurch ein zu hohes
Steigen der Temperatur verhindert werde. Bei der Untergäh-