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Faßdauben auseinandergetrleben und die Fugen geöffnet werden,
aus welchen das Bier herausfließt, was den Bierbrauer in be
deutenden Verlust bringen kann. Er muß also den Fortschritt
der Nachgährung fleißig beobachten und hiernach den Zeitpunct
der erforderlichen Verspnndung geschickt wählen, damit ihm kein
Nachtheil aus zu frühzeitiger oder auch aus zu später Verspnn
dung erwachse.
Die Verspnndung hat nämlich vorzüglich zum Zweck, die
Berührung des Biers mit der atmosphärischen Luft zu hindern
und das bei der Nachgährung sich entwickelnde kohlensaure Gas
mehr in dem Biere zu erhalten.
Während der Nachgährung setzt sich die Bodenhefe in dem
Fasse ab, welche aber dem Biere keinen Nachtheil bringt, viel
mehr dient sie dazu, in demselben eine sehr langsame Gährung
zu unterhalten, wodurch es während des Lagerns nicht nur
alkoholreicher, sondern ihm auch fortwährend jener Antheil koh
lensaures Gas ersetzt und erhalten wird, der ihm das Erfri
schende und Angenehme gibt.
Die practischen Brauer pflegen eine eigene Behandlung des
Biers in den Fäffern vorzunehmen, wenn sich dasselbe nicht gut
klären will. Nachdem sie nämlich das Spundloch gereinigt und
den Spund fest eingesetzt haben, rollen oder wälzen sie die ge
füllten Fässer auf den Kantnern, worauf sie liegen, hin und
der, worauf sie die Fässer wieder aufrichten und das Spundloch
öffnen. Dieses Wälzen wird in bebrochenen Zeiträumen drei-
bis viermal wiederholt, und es hat keinen andern Zweck, als
die Bodenhefe in dem Biere aufzurühren und dadurch eine kräf-
rigere Nachgährung in dem Jnngbiere zu bewirken. Die Folge
davon ist die, daß ein erneuerter Hefenansstoß durch das Spund
loch stattfindet; es bildet sich auf demselben eine kleinere oder
größere Hefenkappe, und das Bier wird nun durch diesen Aus
stoß der es trübenden Hefe, so wie, weil es durch die Nachgäh
rung specifisch leichter wird und die Bodenhefe sich besser ab
setzen kann, früher klar. Da das Bier hierdurch auch in seiner
Qualität verbessert wird, so erklärt sich daraus, wie es kommt,
daß oft ein Bier, in der Brauerei selbst getrunken, weniger mim?
bet, als wenn dasselbe Bier aus dem Brauhause auf eine grö
ßere Entfernung in ein Bierschankhaus verführt worden war.
Bei dem Verführen des Biers wird nämlich die Bodenhefe in
demselben um so vollkommener aufgerührt und die hierauf fort-