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den. Doch ist das Verfahren in Belgien, um diese Lautermei-
sche zu gewinnen, ein ganz besonderes. Da nämlich das Schrot
des rohen Getreides schwerer ist und sich deßhalb schnell und
dicht zu Boden setzt, so fließt die Lautermeische, wenn sie durch
den im untern Boden befindlichen Hahn abgelassen wird, nicht
schnell genug ab. Man taucht daher aus geschälten Weiden
ruthen geflochtene Körbe von 3 Fuß Tiefe und 1% Fuß Durch
messer, die mit einem sehr starken Rande versehen sind, in die
Meische, welche die dünne Lautermeische einlassen, das Schrot
aber zurückdrängen. Aus diesen Körben, wovon eine größere
Anzahl in die Meische eingesenkt und darin festgehalten wird,
schöpft man die trübe, mehlige Lautermeische in den Braukessel
zum Kochen auf. So wie hierdurch die Temperatur der Mei
sche auf nahe 60" R. gesteigert worden und die Auflösung des
mehligen Korns, so wie die Zuckerbildung und Klärung erfolgt
ist, fließt nun die durch das Zapfenloch oder den Ablaßhahn
abgezogene Würze klar in den Unterstock ab und wird weiter
mit Hopfen gekocht, oder der Hopfen bloß mit der siedendheißen
Würze infundirt, abgekühlt und der Gährnng unterworfen.
Durch wiederholte Aufgüsse von kochendheißem Wasser wird
die den Trebern noch anhängende Würze gewonnen und oft
zur Erzeugung schwächerer Biersorten verwendet. Das Kochen
der Würze im geschlossenen Braukessel soll manchmal durch 24
bis 40 Stunden (!) fortgesetzt werden. Gebrannten Kalk (in
sehr kleinen Mengen) setzt man der Meische zu, wenn die Würze
zähe ist und nicht abfließen will. Er soll die Auflösung des
Klebers befördern(d); die Würze wird klar, dünnflüssig und
fließt nun leicht von den Trebern ab. Auch der Würze beim
Kochen setzt man gewöhnlich etwas davon zu, theils um sie
klar zu machen, theils um siebraun zu färben. Solche Würze
setze auf dem Kühlstock kein Kühlgeläger ab; der Kalk erhalte
das Albumin aufgelöst (?). Ob er es beim Kochen zersetzt
und Ammoniak entwickelt, wird nicht angegeben. Jedenfalls
neutralisirt er, wenn er nicht im Ueberschuße zugesetzt wird, die
freie Phosphorsäure in der Bierwürze mehr oder weniger.
Die gekühlten Würzen werden in kühlen Kellern entweder
der Selbstgähruug überlassen, in welchem Falle man etwas von
der ersten ungekochten Würze bei Seite bringt und vor der
Gährung mit der gekühlten, gehopften Würze vermischt, was
den Eintritt der Selbstgährung beschleunigt, dann ist die Gäh-