Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

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scheint aber von Einfluß zu sein auf das Verhalten der Würze 
beim Abkühlen auf den Kühlschiffen, wo sie mittelst einer größe 
ren Oberfläche durch längere Zeit mit der atmosphärischen Luft 
in Berührung kommt, und wo eine solche Umwandlung des darin 
enthaltenen Gerbestoffes in Gallussäure vor sich gehen kaun 
und wirklich auch Statt findet, so daß sich in der gekühlten 
Würze wie in dem daraus erzeugten Biere weniger oder nach 
Umständen auch kein Gerbestoff mehr, sondern an Stelle des 
selben Gallussäure darin befindet. Indem aber diese Metamor 
phose des Gerbestoffes in der in Abkühlung begriffenen Würze 
vor sich geht, können dadurch auch die anderen in ihr vorhan 
denen aufgelöseten Substanzen nach dem Gesetze der Ansteckung 
in den Kreis der Umsetzung mit hinein gezogen werden, wo 
durch wohl der Grund zu den verschiedenen Ursachen gelegt 
werden mag, welche das Sommerrenzigwerden der Würzen auf 
den Kühlschiffen, das mit einer Erhöhung der Temperatur der 
selben verbunden ist, das Rasten der Gährung, das Trübeblei 
ben des Biers und sein vorzeitiges Umschlagen bedingen. Wenn 
man daher den Gerbestoff des Hopfens aus der Würze vor 
ihrer Abkühlung hinwegschafft, indem man derselben vor, mit 
oder auch nach dem Hopfen eine angemessene Menge thieri-- 
scher Gallerte zusetzt (auch einige Arten Flechten und Moose 
(Caraghen) sollen sich auf ähnliche Weise verhalten, worüber 
ich aber noch keine Erfahrungen besitze), so fällt sich derselbe 
damit verbunden in Form von Ledersubstanz, die sich in 
Flocken mit dem Kühlgeläger auf den Kühlschiffen absetzt, wo 
durch mau jener nachtheiligen Wirkung des Gerbestoffes aus 
dem Hopfen auf die Würze und das Bier mehr oder weniger 
vollständig vorbeugt. Und in der That lehrt die Erfahrung, 
daß durch dieses Verfahren eine große Sicherheit in das Brau- 
geschäft gebracht wird; schon die Würzen nach dem Kochen mit 
Hopfen werden viel klärer, die Gährung (Ober- und Unter- 
gährung) geht sehr gut von Statten und die Biere klären sich 
nach der Hauptgährung nicht nur sehr schnell in wenigen Tagen, 
sondern sie sind auch sehr haltbar. — 
Übrigens ist es mir bekannt, daß ich mit der Empfehlung 
dieses Bierkläruugsmittels nichts Neues sage; es wird davon 
in vielen Ländern, als: in Belgien, in Bayern und selbst 
in Böhmen, hier und da mit großem Vortheil mehr oder 
weniger in obiger Art schon Gebrauch gemacht. Aber, nachdem
	        
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