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von 2 '/2 Scheffeln auf 12 Scheffel Kartoffeln, und diese in Form
von ausgewässertem (entsaftetem) Brei angewendet. Obwohl dieses
Bier zu einem bedeutend geringern Preise zur Consumtion ge
stellt werden konnte, so habe dasselbe nach den gemachten Wahr
nehmungen bis jetzt dennoch keinen besondern Absatz gefunden,
da dasselbe in der Güte dem Gerstenmalzbier erheblich nach
stand. Diese Thatsache beweist aber wieder nur Mangel an
Umsicht bei dieser Biererzeugung; denn abgesehen davon, daß
der Kartoffelbrei nach der befolgten Methode, die übrigens nicht
zu empfehlen ist, kaum vollständig entsaftet war, so wurde im
Ganzen wenig Malz und weder Braunmalz noch rohes Getreide
angewendet, was des Wohlgeschmacks und der bessern Vergäh-
rung wegen doch so nothwendig ist. Auch wurde weder der
Extractgehalt der erzeugten Würze noch der erfolgte Vergäh-
rungsgrad des Biers angegeben, so daß deßhalb alle Auhalts-
puncte zur Beurtheilung der Qualität des Erzeugnisses fehlen.
Der landwirthschaftliche Provincial-Verein für die Mark
Brandenburg und Niederlaufitz hat den Herrn Dr. Lüd ersdorff
in Berlin aufgefordert, die Erzeugung des Kartoffelbiers einer
gründlichen Prüfung zu unterwerfen, um zu erfahren, ob es
möglich sein werde, aus den Kartoffeln ein gesundes, schmack
haftes, nahrhaftes und stärkendes, aber auch zugleich ein billigeres
Lagerbier herzustellen, als die gangbaren sogenannten bairischen
Lagerbiere gewähren. Man bezweckte dabei, das Vrauverfahren
zu veröffentlichen, und dadurch nicht bloß jedem Landwirth die
Möglichkeit zu verschaffen, ein solches Getränk für seinen Haus
halt herzustellen, sondern vorzüglich auch dem Publicum gegen
über den Beweis zu führen, daß ein solches Bier ohne alle
Beimischuug schädlicher oder widerlicher Stoffe erzeugt werden
könne.
Dr. Lüdersdorfs hat die gewünschten Versuche ausgeführt
uud das von ihm befolgte Brauverfahren in einem ausführlichen
Berichte zusammengestellt, welcher im 2. Hefte des VI. Bandes
S. 85 der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Provincial-Ver-
eins abgedruckt und durch den Buchhandel zu beziehen ist.
Nachdem meine Schrift darüber schon 1844, und der 2.
Bd. der 1. Auflage meiner Gährungschemie 1845 erschien, so
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