Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 2. Theil)

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wird die Meische durch Zufluß vou kochendem Wasser bis zu 
eiuer Temperatur von nahe 60" R. augebrüht, wobei Auflösung 
des Stärkmehls und Zuckerbildung eintritt. In dem Momente, 
wo das siedendheiße Wasser mit der kältern Meische in Berüh 
rung kommt, kann allerdings eine theilweise nachtheilige Wir 
kung auf das in der letztern gelöste Diastas erfolgen; allein 
dasselbe ist auch der Fall bei dem Zurückbringen der gekochten 
Dick- oder Lautermeischen in den Meischbottich und erfahrungs 
mäßig die Zuckerbilduug nicht beeinträchtigend. Die Wärme 
gleicht sich zwischen beiden durch das fortwährende Meischen 
sehr bald aus, und deßhalb ist diese Wirkung nur eine schnell 
vorübergehende, keine dauernde, wobei das Diastas nicht merk 
bar leidet. 
Vom Meischen mittelst einströmenden Dampfes wird bei 
der Betrachtung der Dampfbierbrauerei gesprochen werden. Die 
Anwendung eines bebrocheuen Malzzusatzes beim Meischen hat 
sich bei der Erzeugung von Malzbier nicht vortheilhafter er 
wiesen. 
Anwendung roher Getreidearten mit Gersten 
malz znr Crzeugung von Bierwürzen *). 
Ohne Zweifel wurden die ersten bierähnlichen Getränke 
aus rohen Getreidearten gewonnen. Noch jetzt werden in eini 
gen Ländern ähnliche Getränke erzeugt, wie der Kwas in Ruß 
land. Bei welcher Veranlassung das Malzen derselben erfunden 
worden, ist nicht bekannt; aber offenbar wurde dadurch die Ent 
deckung gemacht, daß sich das mehlige Korn der gekeimten oder 
gemalzten Getreidearten beim Meischen schneller und vollstän 
diger auflöse und dabei eine größere Quantität zuckerhaltigerer 
und vergährbarerer Würze liefere, daher auch beffere Getränke 
gebe. Seit dieser Zeit datirt sich wohl die Anwendung gemalz 
ter Gerste zum Bierbrauen, die gegenwärtig fast ausschließlich 
zur Biererzeuguug verwendet wird. Von gemalztem Weizen 
macht man nur wenig Gebrauch, besonders zur Erzeugung eini 
ger beliebter Localbiere. Von einem Extrem überging man zu 
dem andern, von der Anwendung roher Getreidearten zu jener 
*) Siehe meine „Malz - Getreide - Bierbrauerei." Prag 1845, I. G. 
Calve'sche Buchhandlung.
	        
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