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Anwendung von Kartoffelmehl und Kartof-
fel-Stärkmeyl mit Gerstenmalz zur BLerer-
zeugung.*)
Die Anwendbarkeit des Kartoffel-Stärkmehls (uitb Kar
toffelmehls) als Ersatz eines Theils des Gerstenmalzes zur
Biererzeugnng gründet sich darauf, daß
1 ) das Kartoffel-Starkmehl sich unter Mitwirkung von
Wasser einer angemessenen Temperatur und Zeit durch Gersten
malz (auch Weizenmalz) in Zucker und Gummi umwandeln
läßt; dann
2 ) daß in dem Gerstenmalze ein Überschuß von Diastas
enthalten, welches nicht nur im Stande ist, das noch in dem
Malze vorhandene unzersetzte Stärkmehl, sondern noch eine
viel größere Menge hinzugesetzten Kartoffel-Slärkmehls bei dem
Meischprocesse in Zucker und Gummi umzuwandeln.
Das Verdienst der Entdeckung, daß Kartoffel-Stärkmehl
sich unter obigen Umständen mittelst Gerstenmalz im Wasser zu
einer süßen Flüssigkeit auflöst, welche eine beträchtliche Menge
Zucker enthält, gebührt Kirchhof. Es ist auffallend, daß seit
der Zeit dieser Entdeckung (1813, bekannt gemacht 1814) davon
keine dauernde technische Anwendung im Großen gemacht worden
ist. Indessen wurde diese Eigenschaft des Gerstenmalzes schon
seit langer Zeit bei der Bereitung der Kartoffeln in Substanz,
Behufs der Erzeugung von Branntwein aus denselben, benützt.
Zn der neuern Zeit haben einige französische Chemiker, wie
Dubrunfaut, Raspail, Payen und Persoz, denselben Ge
genstand durch gründlichere Bearbeitung wieder in Anregung
gebracht und dadurch auch in Deutschland allgemeineres In
teresse dafür erweckt. So haben Lüdersdorfs, Lampadius,
Bley und Otto Versuche darüber angestellt und ihre dabei
gesammelten Erfahrungen bekannt gemacht. Sie haben zu keinem
practisch brauchbaren, im Großen mit Vortheil ausführbaren
Resultate geführt.
Ich habe über diesen Gegenstand seit dem Jahre 1834 eben
falls zahlreiche Versuche im größern Maßstabe angestellt, und
da ich dadurch endlich zu practisch brauchbaren Resultaten ge-
*) Siehe meine „Malz-Kartoffelstärkmehl-Bierbrauerei." Praq 1844,
I. G. Calve'sche Buchhandlung.