Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Braunschweig, 1802 Oktober 26. 
undankbaren Arbeiten verliert der Professor seine edle Zeit. Ich habe 
es bei meinem vortrefflichen Freunde Pfaff gesehen, bei dem ich ein 
mal ein paar Monate war, wie wenige- fragmentarische Stunden er zu 
eigenen Arbeiten übrig hat von den publicis, privatis, privatissimis, den 
Vorbereitungen dazu und anderen mit dem Amte eines Piofessors ver 
bundenen Beschäftigungen. Die Erfahrung scheint dies auch zu bestä 
tigen. Ich weiss keinen Professor, der wirklich viel für die Wissen 
schaft gethan hätte, als den grossen Tobias Mayer, und dieser galt 
zu seiner Zeit für einen schlechten Professor. Ebenso, wie unser Freund 
Zach es öfters angemerkt hat, in unseren Tagen sind diejenigen, die 
das Beste für die Astronomie thun, nicht die besoldeten Universitäts 
lehrer. sondern sogenannte Dilettanten, Aerzte, Juristen etc. 
Und bei dieser Ansicht, wenn die Farben vielleicht auch etwas zu 
dunkel sein sollten, würde auch ich unendlich lieber das letztere sein, als 
das erstere, wenn ich nur unter beiden die Wahl hätte. Ich würde mit 
tausend Freuden ein ungelehrtes Amt annehmen, zu dem Arbeitsamkeit, 
Akkuratesse, Treue u. dgl. ohne Fakultätskenntnisse hinreichend sind, 
und das nicht Rang oder Einfluss, sondern nur eine gemächliche Lage 
und hinreichende Müsse gäbe, um meinen Göttern opfern zu können. 
So hoffe ich z. B. die Redaktion der Volkszählungen, Geburts- und 
Sterbelisten in hiesigen Landen zu bekommen, nicht als Amt, sondern 
zu meinem Vergnügen und zur Satisfaktion, mich für die Vortheile, die 
ich hier geniesse, einigermaassen nützlich zu machen. Nur schade, dass 
in kleineren Staaten dergleichen Stellen eben nicht zahlreich sind, und 
bei ihrer Besetzung oft mancherlei Nebenrücksichten Vorkommen. 
Doch es ist Zeit, von meinen weitläufigen Expektorationen, die 
Sie Ihrem offenherzigen Freunde verzeihen müssen, abzubrechen. Nur 
noch ein paar V orte von meinen letzten astronomischen Beschäftigungen. 
Die in meinem letzten Briefe erwähnten Rechnungen über die habe 
ich beendigt; die ORiANi’schen Beobb. der £ habe ich mit den III. Ele 
menten verglichen und mit den MECHAiN’schen sehr gut übereinstimmend 
gefunden; endlich habe ich hier noch eine V. Bestimmung der Elemente 
gemacht, die ich hierhersetze. 
Epoche, wie bei den vorigen Elementen 162° 46'58, 2" 
m» i i ta 
Tägl. trop. Bew 769,583" 
Log. der halben grossen Axe .... 0,442 552 9 
Sonnenferne 301® 28' 24" 
^790 97'g" 
Excentricität 0 944 976 
Neigung 34° 37'40" 
Vie es scheint, stimmen diese Elemente auch mit den mittleren
	        
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