Gauss an Olbers. Braunschweig 1 , 1803 April 22.
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achtet hat; wäre es geschehen, so würde er und Sie es doch wohl er
wähnt haben. Sollte es vielleicht an allen anderen Orten ebenso gegangen
sein, würden dann nicht auch Sie es bedauern, nicht einige frühere
Beobb. davon gemacht zu haben? Ich bedauere es auf jeden Fall, da ich
überzeugt bin, dass man nirgends bessere Beobb. derselben machen kann
als Sie, so lange sie noch nicht im Meridian zu sehen ist, und die
Cj Bahn halte ich wenigstens noch nicht für genauer bestimmt, als es
die 4 Bahn in ihrer Art ist. Es könnte bei jener für die diesjährige
8 ganz füglich noch eine Ungewissheit von 10' stattfinden.
Ich muss noch einmal auf Ihre Beob. der 4 vom 31. März zurück
kommen, wo Sie sie nur mit der stärkeren Vergrösserung sehen konnten.
Ich möchte wohl wissen, ob Sie bei dieser etwa zugleich ein kleineres
Gesichtsfeld haben als bei der schwächeren? In diesem Falle scheint
mir das Phänomen wohl erklärlich. Von dem Planeten kommt bei jeder
Vergrösserung eigentlich doch eine gleiche Quantität Licht ins Auge,
aber unter jener Voraussetzung nicht von der durch den Mond erleuch
teten Atmosphäre. — Hat aber jene Voraussetzung nicht statt, und sind
die Augengläser ganz von gleicher Güte, so sehe ich zu Gunsten der
stärkeren Vergrösserung keinen Unterschied, als dass der Planet sich
dabei auf einem matteren Grunde zeigte.
I)er junge Reissig hat mir seine Beobb. des von ihm im Febr.
entdeckten Kometen geschickt; er möchte gern, dass sie berechnet
würden. Sie scheinen aber eben nicht genau zu sein und sind auch
einander sehr nahe. Auf alle Fälle theile ich sie Ihnen hier mit:
1803 Mittl. Zeit in Cassel
Febr. 1. 16 h 51 m 18 s
„ 3. 15 h 49 m 19 8
„ 7. 16 h 3 m 59 a
„ 8. 16 h 45 m I s
-¿ß Dekl. austr.
253° 47' 38" 26° 19' 0"
252° 4' 19" 25° 49' 18"
249° 30' 25" 25° 12' 29"
248° 51'11" 25° 10'59"
Meine kleinen Messungen sind jetzt durch einen neuen Winter
unterbrochen. Vorerst sind sie freilich noch nicht viel mehr als Uebungen
und Veranlassungen zu häufigeren Exkursionen, als ich sonst wohl machen
würde; doch denke ich künftig mehr daraus zu machen. Wissen Sie
noch nichts Näheres von der grossen Vermessung, wovon Seeberg der
Mittelpunkt sein soll, und wovon im Aprilheft der M. C. ein Wink
gegeben wird? Bisher hat mir v. Zach nur noch in Räthseln darüber
geschrieben. Neulich wurde mir erzählt, dass man einen Längen
grad von Böhmen bis an die Weser messen, und dabei noch eine
grössere Vollkommenheit erreichen wolle, als bei den Rov’schen
Messungen in Éngland, Schröder arbeite sehr eifrig an Instrumenten
dazu.