Gauss an Gibers. Braunschweig, 1804 November 23.
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Von Herrn von Lindenau bin ich auch mit einem Briefe beehrt
worden. Er schickte mir die Beobb. der f inkl. bis zum 6. Nov., die
Sie aber gewiss schon haben.
No - 114 - Gauss an Olbers. [52
Braunschweig, 1804 November 23.
Ich kann Ihnen heute nur in grosser Eile einige Worte schreiben,
weil ich zur Zurücksendung des HEEREN’schen Briefes die heutige Post
nicht gern versäumen möchte, und ich soeben dem Herrn v. Ende, der
noch heute Abend abreisen will, noch einen Besuch habe Zusagen müssen.
Was die G[öttingische] Angelegenheit betrifft, so könnte allerdings
nichts mehr meinen Wünschen angemessener sein, als eine solche Len
kung der Sache, wie sie in Ihrem Briefe angedeutet ist. Theils die
Aussicht mit der Unterstützung eines so geschickten, fleissigen, ge
fälligen und bescheidenen Gehülfen, wie unser Hakding ist, würde mich
sehr glücklich machen; theils würde auch der Umstand, nicht zu schleunig
von hier Weggehen zu müssen, mir auch darum sehr wünschenswerth
sein, weil — ich jetzt Ihren Glückwunsch annehmen kann: gestern
habe ich dem guten, frommen Mädchen 1 ) meine Hand zugesagt, die doch
ungern sobald sich von ihren Lieben trennen würde. Bergen kann
ich Ihnen aber nicht, dass ich doch nicht ohne alle Besorgnisse bin.
Unter diesen Umständen scheint mir denn doch in Bücksicht meiner
die Sache bei weitem nicht mehr so gewiss zu sein, als sie anfangs schien.
Durch die Besetzung der alten Sternwarte mit einem so geschickten
Manne, wie unser Freund H[akding] ist, wird vorerst das dringendste
Bedürfniss befriedigt; die Nothwendigkeit eines zweiten Astronomen
wird doch wohl nicht eher fühlbar werden, als bis im Ernste an die
neue Sternwarte gedacht werden kann, und dies kann wohl nicht eher
der Fall werden, als nach Endigung des Krieges. Darüber aber kann,
so sehr das Gegentheil zu wünschen stände, vielleicht noch eine Reihe
von Jahren hingehen, und in der Zeit kann sich so vieles ändern. Wer
kann sogar wissen, ob nicht gar Göttingen unter eine andere Regie
rung kommen kann, die nach ökonomischen Grundsätzen den Bau einer
neuen Sternwarte, oder wenigstens eine kostspielige Anstellung eines
anderen Astronomen nicht rathsam hält? Mir däucht, dass es also
wenigstens so lange noch nicht rathsam wäre, hier einen Schritt zu
thun, der mich entre deux setzen könnte, so lange ich nicht beruhigt
bin, ob die obige Ansicht der Sache nicht vielleicht zu trübe ist. Ich
bitte Sie selbst, geliebter Freund, um Ihren Rath; alles was Sie und
x ) Johanne Osthope.
Sch.