Olbers an Gauss. [Bremen, nach 1804 December 12.J
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Herr Justizr. Schroeter hat eine weitläufige Abhandlung über
seine Messungen der Durchmesser der kleinen Planeten ausgearbeitet,
die er drucken lassen wird. „Es ist alles so einleuchtend wie der Tag,“
schreibt er mir, „und ich hoffe für die Richtigkeit der hiesigen Messungen,
die so ganz vortrefflich in ihrer Zusammenstellung ausgefallen sind, dass
es dem stärksten Zweifler unmöglich sein wird, weiter zu zweifeln.“
Hier die Resultate:
Der wahre Durchmesser
1. der Ceres-Kugel ist
Ihre Atmosphäre senkrecht hoch
2. Der Duchmesser der Pallas . .
Die senkrechte Höhe der Atmosph.
3. Der Durchmesser der Juno . .
= 349,15 geogr. Meilen
= 148,00 „
= 455,43 „ „
= 101,62 „
= 304,46 „
Ich gestehe, dass mein Zweifel gegen die Richtigkeit dieser
Messungen schwerlich gehoben werden wird. Mit 240 maliger Ver-
grösserung meines Dollond sehe ich den Uranus als eine wirkliche
Scheibe; allein keinen der Asteroiden kann ich als eine wahre Scheibe
erkennen, und habe es auch 1802 nicht gekonnt, da doch nach Schroeter
ihr scheinbarer Durchmesser grösser gewesen sein soll als der des Ura
nus. Dass unser würdiger Justizrath das Bild der Asteroiden in seinem
Teleskop richtig gemessen habe, glaube ich gern; aber ich fürchte, dies
Bild war durch Irradiation und Abweichung des Spiegels von der para
bolischen Figur sehr vergrössert. — Dass Pallas gar grösser sein soll
als Ceres, kommt mir ganz paradox vor. Ich halte mich ’noch immer
an das Verhältnis der Durchmesser 1,0 für Ceres, 0,7 für Pallas, und
0,4 für Juno.
Herr de La Place hat [mir durch Burckhardt einen Einwurf
gegen meine Hypothese über die Entstehung der Asteroiden mittheilen
lassen. Er beruht auf der gleichen Umlaufszeit der Ç und ^ und auf
der Unwahrscheinlichkeit, dass 2 Stücke eines zersprengten Planeten
genau dieselbe Geschwindigkeit nach dem Stosse behalten haben sollten.
La Place, fährt Burckhardt fort, erklärt den Umstand, dass mehrere
Planeten, deren Bahnen fast gleiche grosse Axen haben, da sind, sehr
leicht aus seiner Hypothese über die Bildung der Planeten, nämlich
durch die Erkältung einer ungeheuren Atmosphäre, die die Sonne
umgab.
„Toute la Zone de cette atmosphère, qui se trouvoit entre 4 et
S, n’a pas pu se réunir dans une seule planète par des causes quel
conques: elle s’est réuni en plusieurs planètes, qui toutes ont con
servé la même demi grande axe, savoir la distance au soleil, qu’avoit
la Zone, qui devenoit un corps solide etc.“