Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1802 Februar 2. 
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Die Beob. vom 28. halte ich verhältnissmässig für die beste. Am 
25. fiel die Dekl. sehr zweifelhaft ans. — Die Beobb. vom 31. stimmten 
nicht ganz so gut überein, als die vom 28. 
Mit Verlangen sehe ich Ihrer versprochenen Bestimmung der Bahn 
entgegen, und dann bin ich neugierig, wie v. Zach’s Stern vom 7. Dec. 
passen wird. Es ist doch sonderbar, dass dieser so geübte Beobachter 
sich fast um oder gar |° in seiner geschätzten Dekl. geirrt haben sollte; 
denn nach einem Uebersclilage musste Ceres damals 11° 54' bis 11° 55' 
nördl. Dekl. haben. — Ich habe übrigens die Stelle am Himmel nach 
gesehen, wo Baron v. Zach seine 4 Sterne am 7. Dec. beobachtete. 
Da, wo sein No. 1 hintrifft, ist jetzt kein Stern; sein No. 3 ist sehr 
schwach und undeutlich. Merkwürdig war es mir, dass vor No. 2 ein 
anderer Stern vorging, viel heller und augenfälliger als No. 3, den ich 
sowohl am 25. als 31. Jan. mit No. 2 und No. 4 verglichen habe. Ich 
finde seine Ai für 1800 178° 45'31", die nördl. Dekl. 11° 42'50", letz 
tere nicht sehr zuverlässig. — Ich wundere mich, dass Baron v. Zach 
diesen Stern nicht mit beobachtet hat, und dass die Dekl. desselben so 
genau mit seiner Schätzung zutrifft. 
Doch dies alles unter uns. Es wird sich ausweisen, ob seine Ai, 
die er als sehr genau giebt, genau in Ihre berechnete Ellipse passt; 
denn ganz unmöglich wäre es nicht, dass mein Stern durch ein Ver 
sehen beim Abzählen an der Uhr sein No. 1 geworden wäre, und dann 
konnte freilich sein No. 1 am Himmel nicht wiedergefunden werden. 
Nur glaube ich immer, dies mag nun sein, wie es will, dass Sie, lieb 
ster Freund, wohl thun, die ZACH’sche Ai vom 7. Dec. nicht zur Be 
stimmung der Bahn anzuwenden, sondern erst aus der anderweitig be 
stimmten Bahn zu prüfen. 
Schröter hat unsere Ceres mit seinem 13fiissigen, aber noch nicht 
mit seinem 27füssigen Teleskop betrachtet. Sie scheint ihm immer in 
einen kleinen, dünnen, atmosphärischen Nebel gehüllt, fast wie ein 
Mittelding zwischen einem Planeten und Kometen. Auch ich kann in 
meinem Dollond mit starken Vergrösserungen nie ein recht deutliches 
Bild von ihr erhalten; ich schreibe es aber zum Theil auf die immer 
etwas unruhige Luft, Am 25. und 26. Jan. fand der Oberamtmann 
durch wiederholte, sehr gut unter sich stimmende Messungen den Durch 
messer mit der Atmosphäre = 2,5", ohne dieselbe etwa 1,8". Ich 
habe ihn gebeten, zugleich mit der Ceres auch den Uranus zu messen; 
so wird man besser beurtheilen können, wie genau dieser grosse Be 
obachter nach seiner Methode solche äusserst kleine Gegenstände, die 
doch fast unmessbar sind, bestimmen kann. Ceres scheint also kleiner 
zu sein, als unser Mond. — Auf Piazzi’s Schätzung des Durchmessers 
von 7" durch Vergleichung mit den Fäden in seinem Passage-Instru-
	        
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