Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1805 September 8. 
La Lande mir zwar die Conn. des tems für XIII und XV, aber nicht 
die für XIV geschickt; vor geraumer Zeit zeigte ich ihm dies einmal 
an. worauf er mir bald nachher antwortete, dass er mir dieses fehlende 
Jahr nächstens schicken wollte, welches aber nicht geschehen ist. Ich 
kann indessen nicht sagen, dass mir so etwas eben Kummer machte. 
Wen die holde Göttin der Wahrheit nicht immer flieht, wer eine Braut 
hat, wie ich habe, und einen Freund, wie Sie sind, der kann sich über 
solche Kleinigkeiten schon wegsetzen. 
P. S. Meinen letzten Brief vom 2. Juli, dem die beiden Heyne- 
schen beigeschlossen waren, haben Sie doch richtig erhalten? 
No. 134. Olbers an Gaiiss. i 72 
Bremen, 1805 September 8. 
Keine Unpässlichkeit, auch keine überhäuften Arbeiten (denn nie 
kann deren Last so gross werden, dass ich deswegen nicht für meinen 
Gauss Zeit übrig behalten sollte, wenn sie mir auch zu aller übrigen 
Korrespondenz fehlte), sondern die immer fortdauernde Erwartung, ich 
würde Ihnen endlich etwas schreiben können, das meinen Brief nicht 
ganz uninteressant liesse, hat mich meine Antwort auf Ihren lieben 
Brief vom 2. Juli so lange aufschieben lassen. Doppelten Dank, mein 
geliebter Freund, dass Ihre Güte mich nun auch mit der zweiten Zu 
schrift vom 3. Sept. erfreut hat. 
Ganz lebhaft erinnere ich mich noch des angenehmen Nachmittags 
in der Vahr, und unserer Gespräche, und theile mit Ihnen das Ver 
gnügen, das Ihnen der endlich gefundene Beweis Ihres wichtigen Theo 
rems machen muss. Ich habe sogleich Ihre Disq. Arith. wieder nach 
gesehen, und mir eine Idee von der Wichtigkeit dieses Satzes erworben. 
Denn leider, zum eigentlichen Studiren Ihres tiefsinnigen Werkes fehlt 
es mir an Zeit; oft habe ich es angefangen, aber nie bin ich weit 
darin gekommen. — Dass diese Untersuchungen, und die Entwickelung 
der vielen neuen, äusserst merkwürdigen, Ihnen gewiss oft selbst un 
erwarteten Entdeckungen, die Sie in diesem Fache machen, grossen 
Beiz für Sie haben müssen, kann ich mir leicht denken. Halten Sie 
aber Ihr Versprechen, lieber Gauss, und werden Sie Ihren astronomi 
schen Beschäftigungen nicht zu lange ungetreu. — Die Erzählung der 
sonderbaren Art, wie Sie endlich zur Lösung des gordischen Knotens 
gekommen sind, ist sehr interessant, ein sonderbares psychologisches 
Phänomen, wovon auch ich unterweilen, si parva licet c.omponere magnis, 
etwas Aehnliches erfahren habe.
	        
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