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Gauss an Olbers. ßraunscbweig, 1806 Januar 3.
Gewinn in meine Einsicht über Kometen- und Planetenrechnungen ge
wesen. und icli habe mir auch Mittel ausgedacht, wie man in diesem
Falle die erste Annäherung zu machen habe. — In eben diesem Falle
ist auch meine Methode, Planetenbahnen zu bestimmen, nicht anwendbar,
doch mit dem Unterschiede, dass hier das Problem natura sua unauf
löslich ist, aber nicht so bei den Kometen. In diesem Falle nämlich
müssen alle möglichen Bahnen, die den beiden äussern Beobb. Genüge
thun und für die Zeit der mittl. Beob. eine gegebene Länge geben, auch
beinahe ganz gleiche Breiten geben, weil der mittlere Ort in einem
grössten Kreise mit den beiden äussern liegen muss (quam proxime).
Eine unendliche Anzahl verschiedener Bahnen wird es also geben, die
für die drei Oerter fast genau einerlei [Resultat] geben, aber unter dieser
Anzahl wird nur eine, oder eine endliche Anzahl Parabeln sein.
Im allgemeinen, däucht mir, kann man sich von der Kometen-
aufgabe folgenden Begriff machen. Da 3 vollständige Beobb. 6 Data
geben, die für 5 zu bestimmende Grössen (parabol. Elemente) zu viel
sind, so giebt es zwar unendlich viele Parabeln, die die beiden äussern
Oerter genau darstellen, aber die danach berechneten mittleren Oerter
werden nur eine Dimension haben oder auf einer Linie liegen, wovon A B
ein Stück sein mag. Liegt nun der vorgegebene mittl. Ort auf dieser
Linie, so kann man allen 3 Oertern genau durch eine Parabel Genüge
thun; liegt aber jener Ort ausser der Linie
AB, nämlich in X, so wird eigentlich die
beste Parabel, wo die äusseren Beobb. genau
dargestellt werden, die sein, wo der berech
nete mittlere Ort möglichst nahe bei X liegt,
also in ¡i, wenn X g auf AB senkrecht ist.
Dies kann man auch immer durch die be
kannten Verbesserungsmethoden erhalten, aber nicht bei der ersten An
näherung. Ihre Methode nun ist so beschaffen, dass der berechnete
mittlere Ort allemal auf der Linie vom gegebenen mittl. Ort nach
der O, auf XO liegt, folglich nothwendig in dem Durchschnittspunkte
dieser Linie mit AB, also in v.
Dieser Umstand, der ohne Zweifel auch Ihnen nicht neu ist, lässt
sich so beweisen. Sie brauchen die mittlere Beob. bloss zur Bestimmung
von M, dem Verhältnisse der beiden äussern Abstände, und brauchen
von jener nichts als die Ebene, worin bei der mittl. Beob. O und
Komet liegen, ohne dass auf den Ort, wo der Komet in dieser Ebene
liegt, weiter Rücksicht genommen wird. Auch so lässt sich die Sache
vorstellen: wäre der gegebene Kometenort wirklich in v, AB also
wirklich durch eine Parabel genau darstellbar, so würde Ihre Methode
gerade diese Parabel geben, wenigstens nach Anwendung der Ver-