Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Braunschweig, 1806 Februar 3. 
roiden, auch meine Pallas nicht, beobachtet habe. Von letzterer denke 
ich vielleicht noch Abschied zu nehmen. — Vielleicht weiss ich bald 
besser als Sie, wie es auf der Pallas aussieht! 
Nochmals, mein geliebter, mein theurer Freund, leben Sie wohl 
und glücklich. — Unter meinen Papieren wird schwerlich etwas sein, 
was eine Bekanntmachung verdiente. Vielleicht ist eine Abhandlung 
über die Gefahr eines Zusammenstosses der Erde mit einem Kometen 
nicht ganz ohne Interesse. Lassen mir wichtigere Gegenstände Zeit, 
so will ich alle mathematischen Skripturen zusammensuchen und sie 
Freund Bessel nach meinem Tode übergeben lassen, mit der ausdrück 
lichen Bedingung, nichts davon herauszugeben, als was auch Sie des 
Druckes würdig finden. Und dann bitte ich Sie, strenge zu sein. Lassen 
Sie mir die kleine Reputation, die ich mir etwa im Leben erworben 
haben mag! — 
Ihre Abhandlung über die Theorie der Interpolationen studire ich 
doch, so wenig ich sonst zu solchen Studien aufgelegt bin. Sie hat 
mich einige Stunden angenehm von andern Gedanken abgezogen. Bin 
ich jetzt noch fähig über dergleichen zu urtheilen, so ist sie des Druckes 
in den Gott. Commentarien vollkommen würdig, und wahrlich nicht zu 
elementarisch. Ich wenigstens fasse den zweiten Theil nur mit einiger 
Anstrengung, finde ihn aber auch weit bedeutender, als den ersten. 
Zuletzt noch meinen innigsten Dank für Ihre Liebe und Freund 
schaft, die mir im Leben so viele glückliche Stunden verschafft haben. 
Empfehlen Sie mich Ihrer theuren geliebten Gattin. Erhalten Sie mir 
immer ein freundschaftliches Andenken. 
NS. vom 29. Jan. Mein Brief ist einige Tage liegen geblieben. 
Mein Befinden ist noch das nämliche. Mühsam und unlustig verrichte 
ich meine Geschäfte. Was ich Ihnen indess über meine Furcht oder 
Erwartung einer baldigen Entscheidung meiner Krankheit geschrieben 
habe, lleibt ganz unter uns. Ich verhehle natürlich alles für meine 
mich so sehr liebende Familie, und darf, um diese nicht ängstlich zu 
machen, mich gegen Niemand äussern. Bedürfniss war es mir, Ihnen, 
mein Theuerster, mein Herz zu öffnen. — Leben Sie nochmals wohl, 
ewig wohl! 
No - 141 * Gauss an Olbers. [66 
Braunschweig, 1806 Februar 3. 
Ihr letzter Brief hat mich unbeschreiblich erschüttert und er 
schreckt. Der harte Schlag, den Sie mich befürchten lassen, beugt 
mich, wenn ich ihn nur denke, ganz nieder und zerbricht die schönsten 
meiner Hoftnungen. Aber ich kann mich zu diesem Gedanken nicht
	        
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