Olbers an Gauss. Clausthal, 1806 Juli 12.
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besonders auch Humboldt, haben mich mit unverdienter, auszeichnender
Güte auf genommen. Humboldt hat jetzt zwei Multiplikationskreise,
einen von Le Noir und einen 18 zölligen von Troughton. Letzteren,
der ihm auf Reisen nicht so bequem scheint, sonst ein sehr schönes
Instrument, will er gern für den Einkaufspreis, etwa 760 Thlr. wieder
abtreten. Der Multiplikator steht jetzt bei Tralles, der selbst fleissig
und sorgfältig beobachtet, und auch einen Multiplikator und einen ganzen
Kreis besitzt. (Die Polhöhe von Berlin wird wohl wenigstens um 20"
kleiner werden.) — Humboldt hat seine lobenswürdigen Absichten in
Ansehung Ihrer Aufnahme in die Akademie nicht aufgegeben; klagt
aber, dass man in Berlin zu nichts kommen könne. — Von dem In
strumenten-Verkauf der Erben des seligen Grafen von Hahn wusste
Bode nichts Bestimmtes. Er beklagt sich über Vernachlässigung von
Seiten des Sohnes seines verstorbenen Gönners, der keinen seiner Briefe
beantwortet. Die Instrumente und ihre bisherige sorgfältige, schonende,
fast zu schonende Aufbewahrung rühmt er sehr. Er selbst scheint
keine Absichten auf ihren Ankauf zu haben. — In Leipzig fand ich,
wie auch schon bekannt ist, die Sternwarte äusserst schlecht und un
zweckmässig gebaut. Rüdiger kann von dem reichen Schatz von Werk
zeugen, womit sie ausgerüstet ist, nichts gebrauchen. Die kostbaren
Instrumente, die Graf Brühl schickte und schenkte, stehen noch alle
unausgepackt in ihren Behältern, weil es wirklich durchaus an einem
schicklichen Platz fehlt, sie aufzustellen. Ich habe sie alle gesehen. —
In Leipzig fand ich bei den Brüdern Stoppani ein RAMSDEN’sches Fern
rohr von reichlich 2 Pariser Zoll Oeffnung und (terrestrisch) etwa 4 Fuss
Länge, gut montirt. Es soll 34 Louisd’or kosten. Sollten Sie darauf
reflektiren, so sind Stoppani es zufrieden, dass Rüdiger es probirt und
Ihnen Bericht darüber erstattet. — Unsern Freund Zach habe ich nicht
gesehen. Vielleicht dass meine veränderte Reiseroute Schuld daran ist,
sonst wüsste ich mir sein Betragen nicht zu erklären. Nach meinem
ersten Briefe konnte er mich erst gegen die Mitte des Juli in seiner Nähe
vermuthen, da ich doch nun schon am Ende des Juni hinkam. Indessen
hatte ich ihn doch in diesem ersten Briefe gebeten, mir nach Berlin
poste restante, oder nach Leipzig bei Prof. Rüdiger zu schreiben, ob
ich ihn in Eisenberg oder in Gotha zu suchen hätte. In Berlin und
Leipzig fand ich nichts von ihm als ein von Bremen aus mir nach
geschicktes Schreiben vom 3. Juni, das noch keine Antwort auf meinen
Brief war. Als wir in Leipzig nach den Wünschen meines Reise
gefährten unseren Plan änderten, schrieb ich ihm sogleich nach Eisen
berg, meldete ihm Tag für Tag unseren Aufenthalt in Thüringen, und
erbot mich, von Gotha (denn dahin musste ich nothwendig meinen Freund
Icken bringen, bis er allein weiter kommen konnte) die 11 Meilen nach