Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1807 Mai 3. 
9 Olbers schreibt diesen Namen Gardien. 
Sch. 
Die BESsEL’schen Ai scheinen sehr gut. Die Dekl. harmoniren, 
wie es mir vorkommt, nicht so ganz unter einander. — Meine Al vom 
1. Mai entfernt sicli auf einmal gegen 22" von den Elementen. Allein 
mich dünkt, alles, was man noch bisher schliessen kann, ist, dass die 
Elemente die Al jetzt etwas zu gross, die Dekl. etwas zu klein geben, 
ohne dass jedoch eine Verbesserung schon sicher oder rathsam wäre. 
Es ist ganz ausserordentlich, dass Sie, mein theuerster Freund, 
aus Beobb. von so kurzer Zwischenzeit, und noch dazu mehrentheils 
Kreismikrometerbeobb., die Bahn schon so genau haben bestimmen 
können. Es freut mich doch, dass Sie mit lauter niedersächsischen Beobb. 
soweit haben kommen können. 
Für Ihre letzten Mittheilungen danke ich nochmals auf’s Herzlichste. 
Sie schreiben mir, die Epoche müsse 193° 8' 21,8" und die Länge der 
Onähe 249° 7' 58,1" sein. Letztere, oder vielmehr die Länge des Aphe- 
liums hatten Sie mir auch schon ganz einstimmend angegeben (69° 7' 58,1"). 
Meine Rechnung habe ich nun mit diesen Korrektionen wiederholt, 
in der ersten auch einen Schreibfehler in der Reduktion des Arguments 
der Breite auf die Ekliptik von 1' gefunden und nun für den 23. Apr. 
mit den Ihrigen ganz übereinstimmende Resultate herausgebracht. 
Eine Hoffnung, eine ältere Beob. der Vesta aufzufinden, ist schon 
durch Ihre Elemente vereitelt; pag. 515 der Hist. Gel. kommt nämlich 
unter den am 2. Mai 1783 von d’Agelet observirten Sternen einer vor 
9 h 12 m 17,5 S 42° 40' 5" — 43' 3" 36° 59' 40" 
Dieser Stern, der sich also damals über No. 20 np zeigte, ist nicht 
mehr am Himmel zu finden. Nach einer* beiläufigen Reduktion finde 
ich: Länge 6 S 0°21'; nördl. Breite 13° 7'. Die Länge würde bei einer 
Verminderung von ^ der täglichen Bewegung der Vesta zutreffen, aber 
die Breite ist fast 2° nördlicher, als Vesta sie am 2. Mai in dieser 
Himmelsgegend haben kann. — Pallas und Ceres kann der D’AGELET’sche 
Stern auch nicht gewesen sein. Ich zweifle indessen gar nicht, dass 
auch d’Agelet hier einen Asteroiden beobachtete, da der Ort so nahe 
bei der sonderbaren Stelle trifft, an der ich alle meine Entdeckungen 
gemacht habe. 
Von Berthes habe ich noch keine Antwort, und werde sie auch 
wohl nicht [früher] als nach 8 oder 10 Tagen erhalten können. Sie 
wissen nicht, wie sehr ich mich im voraus auf Ihr Werk freue. 
Sie fragen mich, mein theuerster Freund, was Sie von Gardum 1 ) 
und seiner meteorologischen Priorität denken sollen, und ob der Mensch 
toll oder ein kaltblütiger Philosoph ist? — Wohl mehr das erste. Dieser
	        
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