Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1807 Juli 25. 
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sehr willkommen sein wird. Meinen Brief hatte Lagrange wirklich, 
wie er selbst schreibt, sogleich im Institut und Bureau des Longitudes 
vorgelesen. Nach dem Altonaer Merkur hat ja doch nicht Burckhardt, 
sondern Michel Lefranqois die Stelle beim Bureau des Longitudes 
wieder erhalten; ersterem muss also die kaiserliche Bestätigung refüsirt 
sein. — Lagrange interessirt sich noch mit vieler Wärme für die 
Astronomie und höhere Arithmetik; die beiden Probe-Theoreme (in 
welchen Primzahlen 2 ein kubischer oder ein biquadratischer Rest ist), 
die ich auch Ihnen vor einiger Zeit mittheilte, hält er für „ce qu’il peut 
y avoir de plus beau et de plus difheile ä demontrer.“ Aber die 
Sophie Germain hat mir die Beweise derselben geschickt; noch habe 
ich sie zwar nicht durchgehen können, ich glaube aber, dass sie gut 
sind; wenigstens hat sie die Sache von der rechten Seite angegriffen, 
nur etwas weitläußger sind sie als nöthig sein wird. 
Zum Arbeiten habe ich hier noch eben nicht wieder kommen können, 
die gewaltige Hitze drückt mich auch sehr; ausser dem Keller wird 
jetzt in unserm ganzen Hause nirgends ein Platz sein, wo das Thermo 
meter unter 21° stände. Doch nehme ich nun gleich die Berechnung 
der III. Elemente der Vesta vor und hoffe Ihnen bald die Resultate 
schicken zu können. Gegen den Namen Vesta haben die Franzosen, 
wie es scheint, nichts einzuwenden. 
Leben Sie wohl, mein allertheuerster Freund! Tausend Empfeh 
lungen und Danksagungen an Ihre würdige Gattin, die mich in Bremen 
so sehr mit Güte und Gefälligkeit überhäuft hat. Ihre ganze Familie 
grüssen Sie herzlichst von mir; möge Ihr zweiter Enkel oder Enkelin 
ebenso liebenswürdig sein als der erste. 
P. S. Den mir gütigst geborgten Mantelsack, wofür ich bestens 
danke, wird Ihnen doch der Fuhrmann wieder zugestellt haben? 
No. 184. Olbers an Ganss. [ioi 
Bremen, 1807 Juli 25. 
Ihnen vielmehr statte ich für die Freude und das Vergnügen, was 
Sie mir durch Ihren nur gar zu kurzen Besuch gemacht haben, den 
wärmsten, herzlichsten Dank ab. Schade, dass das Heimweh Sie uns 
schon sobald entrissen hat, wenngleich der gute Harding immer als Motiv 
Ihrer so schnellen Abreise angeführt wurde. Das nächste Mal, hoffe 
ich, bewegen Sie Ihre Frau Gemahlin nebst Joseph und etwaiger Kom 
pagnie zur Begleitung, und dann soll uns kein Harding so geschwind 
die lieben Gäste wieder entreissen.
	        
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