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Gauss an Olbers. Göttingen, 1808 Februar 11.
No. 202. Gaiiss an Olbers. [92
Göttingen,. 1808 Februar 11.
Indem icli eile, Ihnen Ihrem Verlangen zufolge die 100 Louisd’or
mit der ersten Post zurückzuschicken (Ihr vom 3. Febr. datirter Brief
ist erst am 9. eingegangen), wiederhole ich Ihnen nochmals für Ihre
wohlgemeinte Absicht meinen lebhaftesten Dank. In Ansehung unserer
Lage im Allgemeinen ist inzwischen Nichts gebessert; der erste Termin
ist von allen und der zweite schon von vielen entrichtet, und die Hoff
nung, die man sich wegen Erlass des dritten macht, ist, wenn man ge
nauer nachfrägt, noch auf Nichts gegründet. Ich für meine Person bin
indess völlig gedeckt. Mr. Belleville hat zwar bisher nicht für gut
gefunden, auf meine Vorstellungen zu antworten; inzwischen haben die
Gebrüder Bethmann in Frankfurt von einer Person, die nicht genannt
sein will, den Auftrag erhalten, mir 1000 fl. Reichswährung auszahlen zu
lassen. Unter jeden andern Umständen würde ich dies nicht annehmen,
da ich noch nicht ohne Ressourcen bin; jetzt aber trage ich kein Be
denken, es zu thun, da ich von demjenigen, was ich für mich nicht
nöthig habe, unter den jetzigen Umständen mehr als einen mir erwünsch
ten Gebrauch machen und auf alle Fälle voraussetzen kann, dass die
Person, von der dieses Geld kommt, dasselbe auf ein oder ein paar
Jahre wird entbehren können. Vermuthlicli kommt es aus Paris, wie
wohl einige Umstände mich wieder zweifelhaft machen. Die eine Hälfte
soll sogleich Harding haben; ich freue mich sehr, es hierdurch mög
lich zu machen, dass seine Karten jetzt sogleich gestochen werden
können, wozu er schon die Hoffnung auf gegeben hatte. Vielleicht wird
dadurch die Entdeckung von mehr als einem Planeten beschleunigt:
wie manche Stunde habe ich, haben Sie und andere Astronomen mit
Zeichnung von Karten verloren, die wir nun besser anwenden können!
Die Connaissance des tems 1809 habe ich auch schon seit 14 Tagen;
auf der Bibliothek geht es etwas langsamer, es stehen derselben schlechte
Aussichten bevor, die Minister in Cassel sollen sich höchlich wundern,
dass man für ein so überflüssiges Institut so viel Geld verschwende.
Man könne ja sich vereinigen, eine Lesebibliothek zu errichten, die
Bücher cirkuliren lassen und nachher verkaufen. Auch sei für jede
I akultät ein Professor etwa mit einem adjoint völlig genug, auf den
französischen Lyceen habe man auch nicht mehr. So weit haben wir’s
gebracht!
\\ ie ich höre, soll nach den Zeitungen wieder ein Komet*) sichtbar
9 Vergl. die Anmerkung zum folgenden Brief.
Soli.