Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1808 Oktober 28. 
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wäre ganz was Unvergleichliches, mein theuerster Freund, wenn dieser 
Versuch glücken sollte. 
Ich schicke Ihnen in der Einlage einen Brief und Aufsatz von 
dem Pater Mauritz Eilmann aus Meppen. Dieser schrieb mir, er habe, 
durch Kränklichkeit doch zur sitzenden Lebensart verdammt, 20 Jahre 
von seinem Leben dazu verwandt, neue logarithmische Tafeln zu be 
rechnen, die die Mühe der Berechnung der Proportionaltheile unnöthig 
machen sollten. Es sei a) ein logarithmischer Kanon für alle Zahlen 
von 1 bis 10 000 000 in 7 Decimalen auf 100 Oktavblättern; b) ein 
logar.-trig. Kanon für die letzte Hälfte des Quadranten von 5" zu 5" 
nebst den Differenzen wirklich zum Druck ins Reine geschrieben. Die 
andere Hälfte des Quadranten, wo die Differenz der Bogen nur 1 oder 
2 Sekunden wäre, läge noch im Rohen. Nun aber könne er keinen 
Verleger finden u. s. w. Zugleich beschenkte er mich mit einem kleinen 
Traktat: „Wahrheiten aus beiden Trigonometrien auf eine neue Art 
bewiesen von M. Eilmann.“ — Ich antwortete ihm wieder, dass auch 
ich keinen Verleger für ihn zu finden wisse, dass Taylor’s 1792 heraus 
gekommene Tafeln die logar.-trigon. Funktionen aller Bogen von Sekunde 
zu Sekunde enthielten, und dass es mir, wenn man bei 7 Decimalen bliebe, 
ganz unnöthig schiene, den Kanon für die Zahlen weiter als höchstens 
110 000 auszudehnen, indem sich der Proportionaltheil ja so leicht 
nehmen lasse; dass es mir aber unbegreiflich sei, wie er auf 100 Oktav 
blättern so viele Logarithmen koncentriren könne, und dass ich ver- 
muthe, es würde doch etwas, dem Proportionaltheilnehmen Aehnliches 
bei seiner Tafel vorfallen. Was er mir antwortet, schicke ich Ihnen. 
Sie werden mit mir den guten Mann bedauern und bewundern. Soviel 
Fleiss, Mühe, Kunst und Scharfsinn ganz unnütz angewandt! Denn 
wenn ich mich auch noch so eingeübt in sein Verfahren denke, so 
muss ich meiner Meinung nach doch eher drei Logarithmen in Vega’s 
oder Callet’s Tafeln mit derselben Genauigkeit finden können, als 
Hr. Eilmann einen; nicht mal zu gedenken, wie leicht man bei ihm 
einen Punkt, eine O, einen * übersehen und vergessen kann. Aber 
die originelle Idee in Anordnung seiner Tafel, die, dünkt mich, den 
Mönch charakterisirt, wird Hinen Vergnügen machen. — Die Papiere 
bitte ich mir gelegentlich wieder zurück. 
Dass der Druck Ihres so sehnlichst erwarteten Werkes so langsam 
geht, timt mir sehr leid. Noch immer erinnere ich Sie an Ihr gütiges 
Versprechen, mir die Probebogen, wenn Sie diese erhalten sollten, zu 
zuschicken.
	        
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