Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1809 Juni 27. 
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nicht im Fernrohre oder überhaupt im Instrumente der Beobachter 
ihren Grund hätte. Nach Freund Harding’s Relation betrüge diese 
Verminderung des Odurchmessers in 50 Jahren 3"; damit hätte das 
Volumen der Sonne fast in dieser Zeit abgenommen. Ist dies irgend 
gedenkbar? Und können diese ^ des Volumens denn lauter imponderable 
Tlieile der Sonnenatmosphäre sein? Denn an Masse kann die O doch 
in 2000 Jahren nicht merklich vermindert sein, oder wir hätten längst 
eine von der Verminderung der Omasse abhängende Säkulargleichung 
in den mittleren Bewegungen der Planeten bemerken müssen. — Ebenso 
wenig will mir die periodische Veränderung des Odurclimessers ein 
leuchten, obgleich bei dieser allerdings noch eine Erklärungsart möglich 
wäre. — Es wird sich erst darüber urtheilen lassen, wenn Lindenau’s 
Untersuchungen vollständig bekannt sind. 
Für die viele Güte, die Sie, mein theuerster Freund, meinem Sohn 
in Göttingen erzeigen, und die er mir nicht genug zu rühmen weiss, 
statte ich Ihnen den verpiiichtetsten Dank ab. 
Wie steht es mit dem Projekt nach D[orpat], wovon Sie mir neu 
lich schrieben? 1 ) Der Tod von Johannes v. Müller ist gewiss nach 
theilig für G[öttingen], und die jetzigen kriegerischen Verhältnisse in 
mancher Rücksicht nicht ganz unbedenklich. 
Wann, lieber Gauss, habe ich das Vergnügen, Sie hier zu sehen? 
Mich verlangt recht sehr, einmal wieder mit meinem geliebten Freunde 
zu kosen. — Vorzüglich möchte ich Sie auch um unsers Bessel’s willen 
gern mal mündlich sprechen, dessen künftiges Schicksal mir sehr am 
Herzen liegt. Schriftlich lässt sich dergleichen nicht wohl verabreden. 
Ihrer verehrten Frau Gemahlin, und lieben Kindern, mein Patli- 
chen nicht zu vergessen, recht viel Herzliches von mir. Bringen Sie 
ja Ihre ganze Familie mit, lieber Gauss, wenn Sie uns besuchen. 
Von dem Preis wegen der Pallas weiss auch ich nichts weiter, als 
was im Moniteur gestanden hat. Sie können leicht denken, dass ich 
— aus einiger Vorliebe für die Pallas — noch immer wünsche, dass 
Sie sich um diesen Preis bewerben, oder, was dasselbe sagt, ihn ver 
dienen möchten, wenn Sie ihn — wie ich doch fast garantiren möchte —* 
auch nicht baar erhalten sollten. Dass auch mit 6000 Franks, wenn 
Sie die Ehre und den der Wissenschaft verschafften Vortheil nicht mit 
in Anschlag bringen, die Arbeit nur schlecht bezahlt sei, gebe ich 
gern zu. 2 ) 
0 Der Brief, der diese Mittheilung enthalten hat, ist nicht vorhanden. Sch. 
2 ) Zwischen den Briefen No. 219 und 220 fehlt ebenfalls ein Brief von Olbers 
an Gauss, wie aus den ersten Worten des Briefes No. 220 hervorgeht. Sch.
	        
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