Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1811 Oktober 26. 
den Kometen herum erklären, so wird mehr oder weniger immer die 
selbe Schwierigkeit bleiben. Euler’s Hypothese hat unser Komet völlig 
widerlegt, Newton’s Voraussetzung lässt sich vielleicht noch, nur sehr 
gezwungen, retten, wenn sie nicht an sich soviel gegen sich hätte. 
Erklären kann und will ich durchaus die Repulsivkräfte nicht. Mir 
scheint es nur ganz deutlich, dass der Schweif sich um unsern Kometen 
so bildete, dass die Sch weif materie sich sowohl von dem Kometen selbst, 
als von der O zu entfernen strebte. — Ich gestehe Ihnen, dass ich 
mich nicht enthalten kann, dabei an etwas unseren elektrischen Ab- 
stossungen und Anziehungen Analoges zu denken. — Bewundernswürdig 
ist die Geschwindigkeit, womit diese Stoffe, die den Schweif bilden, 
von der O sich entfernen. Nach Newton’s Methode, die doch ein er 
träglich genaues Resultat geben muss, habe ich an zwei Tagen, am 
11. und 13. Okt., umständliche Rechnung darüber geführt, weil ich mir 
gerade an diesen beiden Tagen die scheinbare Lage des Schweifs sehr 
genau gemerkt hatte und bemerken konnte, wobei ich Ihre Länge des 
& und Neigung der Bahn zu Grunde legte. — Es fand sich am 11. 
die Länge der vom Mittelpunkt des Kometen in das Ende des Schweifs 
gezogenen geraden Linie =0,5561, am 13. =0,6391. Der Kometen 
schweif, oder vielmehr die Cliorde des gekrümmten Schweifs, war also 
12 bis 13 000 000 Meilen lang. Die Zeit, die die Dämpfe gebraucht 
hatten, sich soweit vom Kopfe zu entfernen, fand ich für die erste 
Beob. 11,308 Tage, für die zweite 11,065 Tage. Beide Resultate 
stimmen so gut, wie man es bei solchen schwer zu beobachtenden Gegen 
ständen nur erwarten kann. Unaufhörlich entwickeln sich also Stoffe 
vom Kometen, die mit einer fast unbegreiflichen Geschwindigkeit in 
etwa 11 Tagen bis ans Ende des Schweifs kommen, wo sie wegen ihrer 
grösseren Zerstreuung, grösseren Abstände von Erde und Sonne, und 
schwächeren Erleuchtung von letzterer uns unsichtbar werden. — Es scheint 
nicht, dass dieselbe Schweif materie, die sich einmal von dem Kometen 
abgesondert hat, je wieder mit ihm vereinigt wird, ob der Komet auf 
andere Art in seiner langen Entfernung von der O den Verlust wieder 
ersetzen mag? — Jetzt scheint entweder wegen geringerer Einwirkung 
der O, oder Erschöpfung dieses Bestandtheils die Absonderung in ge 
ringerer Quantität vorzugehen; der parabolische Bogen hat sich der 
eigenthümlichen Atmosphäre des Kometen genähert, er ist auch weit 
weniger begrenzt. Dass, wie Lindenau meint, in dem dunklen Zwischen 
raum I ixsterne weniger deutlich gesehen werden, als im hellen para 
bolischen Bogen, widerspricht ganz meiner öfteren Erfahrung. — Doch 
für heute genug.
	        
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