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Olbers an Gauss. Bremen, 1813 Juli 10.
und Winter-Solstitium möglich sei. Auf diese mir nie beigefallene, gar
nicht unwahrscheinliche Verschiedenheit des Schwerpunktes und Mittel
punktes der Sonne, werden sich, wenn das Faktum der verschiedenen
Sommer- und Winterschiefe erst als von der Refraktion unabhängig, völlig
erwiesen ist, noch viele feine Untersuchungen anschliessen und gründen
lassen. Denn höchstwahrscheinlich liegt doch der Schwerpunkt der
Sonne nicht genau südwärts vom Mittelpunkt, sondern auch etwas östlich
oder westwärts abweichend (in der Rotations-Axe), welches Gleichungen
für Aequinoktien, Solstitien u. s. w. nach sich ziehen, und uns zur ge
naueren Bestimmung der Rotations-Axe der O nöthigen würde.
Die Pallas habe ich noch nicht beobachten können; ich freue mich
inzwischen sehr, dass Sie diese widerspenstige Göttin endlich so genau
die ihr von Ihnen vorgeschriebene Bahn befolgen sehen.
Zu der angenehmen Hoffnung, Ihre Vaterfreuden und Familien
glück diesen Herbst wieder vermehrt zu sehen, gratulire ich von ganzem
Herzen. Ihre so gütige, schmeichelhafte Einladung zur Gevatterschaft
nehme ich mit dem grössten Vergnügen an. — Ich hoffe aber nicht,
lieber Gauss, dass mich dieser sonst so erfreuliche Umstand um den
versprochenen Besuch bringen wird. — Schieben Sie ihn ja, lieber
Gauss, nicht länger auf. Wer weiss, was sonst wieder künftig für
Hindernisse ein treten können? Suchen Sie wo möglich Linden au zur
Mitreise zu bewegen. Wir wollen dann einige vergnügte Tage mit ein
ander zubringen, und wenigstens während der Zeit die äussern Stürme
und Ungewitter vergessen.
Sie haben schon das Maiheft der M. C. Ich bin noch beim Januar.
Sie sehen daraus, wie sehr wir von aller literarischen Kommunikation
abgeschnitten sind. — Der Zenith-Sektor war, wie ich mit Burckhardt
darüber sprach, ihm selbst nicht recht begreiflich; so viel meine ich
aber verstanden zu haben, dass er bloss zur Bestimmung des Kollima
tionsfehlers des Kreises dienen sollte. — Von Lindenau, von Bessel,
von Bode u. s. w. habe ich äusserst lange nichts gehört. Die Gott. Gel.
Am. habe ich glücklicherweise, sowie die Jenaer, Hallesche und Leip
ziger Literaturzeitung erhalten.
Aus der G. Z. habe ich die massigen Preise der REiCHENBACH’schen
Achromate ersehen. Sind diese wirklich bei gleicher Dimension so gut
wie die DoLLOND’schen?
Bei dieser Gelegenheit bitte ich Sie um eine Belehrung. Es
scheint mir, dass wir die Aperturen unserer nicht achromatischen Kometen
sucher viel zu gross machen, wodurch die Bestimmtheit und Schärfe
des Bildes leidet, ohne dass wir an Licht gewinnen. Dass die Licht
stärke eines Fernrohrs bei gleicher Durchsichtigkeit der Gläser wie das
Quadrat des Durchmessers des Objektivglases sich verhält, ist nur so