Olbers an Gauss. Bremen, 1814 Ende Juni.
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elenden Duell hätten verlieren sollen! Ich fürchte indessen, seine völlige
Heilung v ird längere Zeit erfordern, als sich seine sanguinischen Hoff
nungen vorstellen, besonders wenn Knochentheile mit verletzt sein sollten.
Am 30. Juni reise ich von hier nach Pyrmont, woselbst ich bis
zum 24. oder 25. Juli zu bleiben denke. lieber Göttingen zurückzureisen
ist mir, so gern ich Ihrer freundlichen Einladung folgte, nicht möglich.
Um so erfreulicher ist mir Ihr gütiges Versprechen, mich in den Ferien
zu besuchen, und ich hoffe, Sie bewegen meine innigst verehrte Frau
Gevatterin. Sie zu begleiten. Wir bitten recht sehr darum.
Der J instand mit der Pallas ist höchst sonderbar, wenn nicht
irgend ein Versehen in Hrn. N[icolai’s] Rechnung eingeschlichen ist, was
mir in der That nach Ihrem ersten Briefe sehr wahrscheinlich war.
Auf alle Fälle scheint sich die Vergrösserung der 4-Masse zu bestätigen.
Ich zweifle sehr, dass Ihre 4- Masse die Uebereinstimmung der
OLAiBAUT’schen Vorhersagung verbessern werde. Er findet, meine ich.
in der letzten Periode 1682—1759 die Perturbation schon zu gross.
Ich besitze allerdings seine Schrift, Er nimmt die 4- Masse = T ^ T .
also sehr übereinstimmend mit La Place, die ff-Masse aber beträchtlich
zu gross = ¥Tr Vr bei seinen Rechnungen an. Allein wenn die Resultate
von Claieaut’s Rechnung auch nicht für eine Vergrösserung der 4-Masse
sind, so können sie doch auf keinen Fall dagegen entscheiden.
Ihre Beschreibung des REicHENBACH’schen Heliometers hat bei mir
eine grosse unüberwindliche Begierde erregt, ein gleiches Instrument
zu besitzen, und ich habe die grosse Bitte an Sie, lieber Gauss, da
Sie doch in Korrespondenz mit R [eichenbach] sind, mir ein solches nebst
parallaktischem, meiner Polhöhe 53° 4f' angemessenen Stativ, gefälligst
zu bestellen. Sobald Sie die Güte haben, mir zu melden, wie viel es
kostet, schicke ich Ihnen das Geld, oder weise es auch nach Ihrem Be
lieben in München an. Gerade ein solches Werkzeug passt für meine
Beobachtungsart. — Wie schön muss sich auch der Ort der neuen
Planeten bei der jetzigen Vollkommenheit unserer Sternverzeichnisse
dadurch bestimmen lassen!
Sehr habe ich mich gewundert, dass Sie sagen, Sie hätten nie ein
DoLLOND’sches Heliometer gesehen. Wo ist denn dasjenige geblieben,
das ehemals auf der Göttingischen Sternwarte befindlich war, und das
ich so oft daselbst zu betrachten, auch ein paarmal damit zu beobachten
Gelegenheit gehabt habe? War dieses etwa Kästnee’s Privateigentum?
— Ich habe jetzt nicht gleich Kästnee’s Astronomische Abhandlungen
zur Hand, wo, meine ich, ausführlich von diesem Heliometer die Rede ist.
Die eigene Bewegung der Sonnenflecken hat keinen Zweifel, und
dies wird die genauere Kenntniss der Lage der Rotationsaxe, besonders
aber der Rotationsperiode sehr erschweren. Die Methode, die Delambee