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Gauss an (fibers. Göttingen, 1814 September 25.
zu lernen. Wahrscheinlich wird La Place auch darin anführen, dass
La Hire an dem Kometen von 1682 eine wirkliche Phase beobachtet
habe. Ich habe die Originalzeichnung von La Hire gesehen, die den
Kometen sehr bestimmt und schön wie den 3 Tage alten Mond dar
stellt. Und doch bin ich überzeugt, dass es mit dieser vermeintlichen
Phase nichts ist. Vergleicht man nämlich die gleichzeitigen Abbil
dungen von Hook und von Hevel, so zeigt sich, dass La Hire bloss
den hellen Rand des den Kopf des Kometen umgebenden hohlen Schweif
kegels für eine Phase genommen hat. — Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen
vielleicht über diesen Gegenstand schon von Paris geschrieben habe,
und mich hier wiederhole.
Kurz vor meiner Abreise aus Bremen habe ich noch einen flüch
tigen Blick in den 3. Band von Brandes’ Astronomie in Briefen an
ein Frauenzimmer geworfen. Meine Idee, wie Schroeter’s Beobb. auch
bei stattfindender Rotation des Saturn-Ringes erklärt werden können,
hat Brandes sehr gut dargestellt. Seine Hypothese, dass die beiden
Ringe vielleicht eine kleine Neigung gegen einander haben, gefällt mir
ungemein. Indessen ist sie nicht eigentlich neu. — Was er über die
neuen Planeten sagt, schien mir weniger plausibel.
Vergessen Sie nicht, mich bald mit der Nachricht zu erfreuen,
dass Sie und meine liebenswürdige Frau Gevatterin uns diese Ferien
in Bremen besuchen werden.
Meine Brunnen- und Badekur scheint mir gut zu bekommen. Als
Badegast darf ich für das Unordentliche dieses Briefes auf Nachsicht
rechnen.
No- 285- Gauss an Olbers. [12s
Göttingen, 1814 September 25.
Ich bin Ihnen noch die Anzeige schuldig, dass ich. was sich frei
lich schon von selbst versteht, gleich nach Empfang Ihres Briefes aus
Pyrmont, Ihrem Wunsche gemäss, das Heliometer nebst Stativ bei
b raunhofer bestellt habe. Ich habe es so dringend wie möglich ge
macht und hoffe, dass Sie nicht zu lange werden zu warten haben.
Fraunhofer hat mir eine Zeichnung von seiner Idee zu der Einrich
tung des Stativs geschickt, die sinnreich und einfach ist und, wie ich
hoffe, auch Ihren Beifall erhalten wird. Die Weltaxe ist an einer verti
kalen Säule fest, möglichst genau für die vorgeschriebene Polhöhe
eingerichtet, sie hat keine Korrektion für andere Polhöhen; sollte das
Instrument an einem anderen Ort, als für welchen es bestimmt ist,
gebraucht werden, oder sollte die Polhöhe nicht scharf genug getroffen