Olbers an Gauss. Bremen, 1802 Mai etwa 23.
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Ich kann noch nicht ganz in Ihre so zuverlässigen Hoffnungen der
Wieder auf findung der Pallas im künftigen Jahre einstimmen; vielmehr
bin ich besorgt, dass wir sie vor 1805 nicht wieder finden werden.
Auch aus Neugierde habe ich die beiden Oppositionen der Pallas im
Jahre 1803 und 1804 berechnet. Pallas kommt gegen das Ende des
Juni 1803 mit der O in Opposition; über dem Cerberus, Abstand von
der Erde = 2,61, Abstand von der O = 3,38. Wie äusserst klein muss
sie dann nicht aussehen, da sie jetzt schon lichtschwächer ist, als
ein Stern 9. Grösse? — Im Jahre 1804 geht es etwas, aber nur wenig
besser. Indess ist doch alsdann die Dämmerung nicht so hinderlich.
Pallas ist am Ende des August im Kopf des Pegasus der O entgegen
gesetzt, Abstand von der Erde 2,40, Abstand von der O = 3,37. —
Ich zweifle sehr, dass ich in beiden Fällen die Pallas mit meinem
Kometensucher erkennen kann, und wenn dies nicht ist, so wird die
Aufsuchung immer sehr misslich. Aber wenn der Himmel mir meine
Gesundheit und mein Gesicht lässt, so liefere ich sie Ihnen 1805 gewiss
wieder; indessen werde ich auch künftig Jahr keinen Fleiss sparen.
Besser wird sich darüber urtheilen lassen, wenn wir erst sehen, wie
weit sie sich dies Jahr verfolgen lässt.
Sie haben recht, dass wir am besten thuii, unsere, immer sehr
gewagten, und wirklich unbefugten Spekulationen über das eigentliche
Wesen der beiden sonderbaren Weltkörper, Ceres und Pallas, noch zu
rückzuhalten. Pallas ist indessen auf alle Fälle ein sehr kleiner
Körper. Folgender Auszug aus einem Schreiben von Best an Schröter
wird Ihnen vielleicht interessant sein.
„Gestern (6. Mai) sind Herschels Beobb. über Ceres und Pallas
in der Societät vorgelesen. Sie gehen bis zum 2. oder 4. Mai. Mit
dem zehnfüssigen Reflektor, und 516 mal. Vergrösserung sind die mehrsten
Beobb. geschehen. Er spricht ihnen Kometen- und Planetenc[ualitäten
ab (?) und will sie planetulas nennen, ohne dadurch der Entdeckung
im mindesten Abbruch zu thun. Das Merkwürdigste scheint mir die
Differenz in den Messungen, da er Pallas so winzig findet, dass, wenn
ich recht gehört habe, dergleichen 73/m aus dem Mars allein heraus
geschnitten werden könnten.“
Soll dies 73/m, wie ich vermuthe 73 000 sein, so ist doch wahrlich
Pallas nur ein sehr kleines Fragment eines Planeten!
Bei unserem, von Ihnen citirten Jean Paul, habe ich oft bedauert,
dass er nicht noch etwas mehr Astronomie versteht. Seine blühende
Phantasie schweift so gern auf das Gebiet derselben aus, und giebt uns
dann oft so kühne, so grosse, und zum Theil auch so glückliche An
sichten !