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Olbers an Gauss. Bremen, 1815 April 11.
schrieben: „Hr. v. L[indenau] wird nicht kommen.“ Immer hoffte ich
noch, Sie würden mir das versprochene Vergnügen nicht entziehen! —
Ach, es thäte einem gerade jetzt so sehr Noth, einige Aufmunterung
und Zerstreuung zu haben! — Die unglücklichen politischen Begeben
heiten wirken diesmal ungleich schmerzlicher auf mich wie je, ungleich
stärker, als ich es für möglich gehalten hätte. Wie viel hatte ich mir
nicht von unserm Zusammensein versprochen! Ueber wie Vieles erwar
tete ich Ihre Belehrung. Ihre Zurechtweisung, Ihren Unterricht! —
Prof. Oltmanns wollte auch kommen. Schroeter hätte sich zu uns
verfügt, und so hätte sich ein kleiner astronomischer Kongress gebildet,
der vielleicht für unsere Wissenschaft nicht unnütz gewesen wäre! —
Warum sind Sie nicht gekommen, lieber Gtauss?
Ich danke Ihnen herzlich für die Nachrichten von unserm Kometen.
Längst hätte ich Ihnen meine Beobb. geschickt, wenn ich Sie nicht
selbst erwartet hätte. Hier meine Beobb. mit einigen Bemerkungen,
die ihren relativen Werth beurtheilen lassen, wenn anders die Position
der verglichenen Sterne als richtig angenommen werden kann. Die
wirklich zweifelhaften habe ich mit Punkten bezeichnet; diejenigen, bei
denen gar nichts bemerkt ist, habe ich unter der obigen Voraussetzung
für sehr gut zu halten Ursache.
[Folgen die Beobb. von März 6 bis Apr. 10, wie Bd. I, S. 842 und 345 und wie
im Briefwechsel Bessel-Olbers, Brief No. 226 und 228. L )]
Die letzte Beob. würde ich für eine der gelungensten halten, wenn
ich der Position des verglichenen Sterns No. 235 Perseus nach Bode
gewiss wäre. Der Komet ging im Mittel nach 6 vortrefflich unter
einander stimmenden Beobb. um die angesetzte Zeit dem Stern vor
2 m 5-J- 8 , und war U 43,4" nördlicher. Aber ich habe leider grosse Ur
sache, gegen Bode’s Angabe misstrauisch zu sein. Leider geht der
Komet jetzt durch eine Himmelsgegend, die sehr arm an gut bestimmten
Sternen ist. Meine für den Kometen berechneten Elemente, die ich
auch nur als vorläufig und der Korrektion bedürftig ansehen kann,
weichen von den Ihrigen ziemlich stark ab: * 2 )
Zeit der 0Nähe . . 1815 Apr. 26. 20 h 49 m 21 s Bremer mittl. Zeit
Länge der ONähe 5 S 3° 1' 5"
Länge des Sh 2 S 22° 47' 29"
Neigung der Bahn 42° 1U 1"
Log. des kleinsten Abstandes . . 0,064 362
Bewegung rechtläufig.
) Abgesehen von einigen nicht sachlichen Unterschieden in den Bemerkungen
über das A\ ettei ist in den Zahlenwerthen nur in der Dekl. vom 30. März in diesem
Brief, sowie in Bd. I 44° 9' 27" statt 44° 9' 2" geschrieben. Sch.
2 ) Vergl. Bd. I, No. 60, S. 342. g c p.