Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1815 November etwa 19. 
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Delambre sind jetzt in meinem Besitz), noch sonstwo irgend etwas 
gefunden. Die Sache scheint aber sehr wichtig zu sein. Hr. Lee findet 
aus Beobb., die er mit einem SHORT’schen und Herschel’sehen Teleskop 
in dieser Absicht an der Capelia, dem Mars u. s. w. angestellt hat, dass 
die zerstreuende Kraft der Atmosphäre zwischen ^ und der ganzen 
Refraktion sei. Um so viel werden die rothen Strahlen weniger ge 
brochen als die violetten. Schon bei einer Zenithdistanz von 40° bis 
50° wird diese Dispersion bei starken Yergrösserungen merkbar, in ge 
ringen Höhen aber verlängert sich der Stern in ein prismatisches 
Spektrum. In einer schönen Nacht biete besonders Sirius wenige Grade 
hoch mit 200 maliger Vergrösserung einen reizenden Anblick dar. — 
Das Licht der Sterne sei von sehr verschiedener Zusammensetzung in 
Ansehung der relativen Quantität der verschiedenen Farbenstrahlen. 
Lee hat dies mit einem Prisma, an die Okularröhre eines Teleskops an 
gebracht, untersucht. Sirius und die brillanten weissen Sterne zeigen 
einen breiten Streifen von Violett und überhaupt die brechbarsten Farben 
in grosser Menge. Aldebaran hingegen, a Orionis und überhaupt die 
rothen Sterne haben sehr wenig von diesen Farben. Die bleifarbenen 
weissen Sterne (the dull white stars) zeigen eine grosse Quantität von 
lebhaftem grünen Licht. — Mond, Venus und Jupiter scheinen alle 
Farben zurückzuwerfen, nur ist in allen das Grün sehr blass. Mars 
und Merkur haben Mangel an Strahlen von mittlerer und grösster Brech 
barkeit; hingegen scheine das Licht des Saturns hauptsächlich aus 
Strahlen von mittlerer Brechbarkeit zu bestehen, mit sehr geringer Bei 
mischung der äussersten Farben des Prismas, und dies könne vielleicht 
die Ursache sein, warum Saturn, unerachtet seines wenigeren Lichts, 
besser starke Yergrösserungen vertrage, als 4 und $. — Auch erkläre 
sich aus dieser Dispersivkraft der Atmosphäre, warum man den rothen 
Aldebaran bei Okkupationen so oft ein paar Sekunden auf dem weissen 
Monde sähe. — Am wichtigsten sind aber die Folgerungen, die Hr. Lee 
aus dieser Dispersion für die Refraktion und überhaupt für astrono 
mische Beobb. zieht. Bradley habe die Refraktion zu klein finden 
müssen, weil er diese aus Cirkumpolarsternen und der Aequatorialhöhe 
der O hergeleitet habe. Denn da er diese mit einem von Rauch ge 
schwärzten Glase blendete, so musste ihm diese Blendung ein blass 
orangefarbenes Bild, oder eins von weniger als mittlerer Brechbarkeit 
geben. Seit 1767 etwa wären erst statt der beräucherten, die gefärb 
ten Blendgläser auf gekommen, die gewöhnlich ein dunkelrothes Bild 
geben, also eins von noch geringerer Brechbarkeit, als die mit Rauch 
geschwärzten. Dazu komme noch, dass man mit unachromatischen 
Fernrohren die Höhe des hellsten orangefarbenen, mit den erst nach 
Bradley angebrachten achromatischen Fernrohren den oberen Rand 
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