Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Braunschweig, 1802 Mai 25. 
Das Prognostiken, das Sie uns für die Wiederentdeckung stellen, 
ist freilich sehr betrübt, doch hoffe ich, wenn auch 1803, 1804 alles 
fehlschlagen sollte, dass 1805 den Gläubigen der Triumph nicht ent 
gehen kann. Ich hoffe, dass die Ernte von diesem Jahre uns noch so 
viele Beobb. schenkt, dass die daraus noch zu bestimmenden Elemente 
selbst 1805 kaum über 5° fehlen können. Die Ungewissheit in der 
Lage der benachbarten Fixsterne wird dann so viel nicht auf sich 
haben, da man ja alle diese Sterne am Schluss dieses Jahres aufs ge 
naueste bestimmen und so die Beobb. und Resultate berichtigen kann. 
Aber sollten wir nicht der Kleinheit ungeachtet 1803 zur Wiederent 
deckung noch Hoffnung haben? Sollten Sie sie nicht auch ohne Ihren 
Kometensucher, bloss mit Ihrem schönen Dollond, oder Schröter oder 
Herschel mit ihren mächtigen Teleskopen entdecken können, wenn es 
uns glückte, die Bahn so genau zu bestimmen, dass z. B. künftiges Jahr 
nur 5' bis 10' Fehler Statt hätte? Im Allgemeinen zu reden, steht die 
Genauigkeit der Resultate ceteris paribus im einfachen Verhältniss der 
Güte und im doppelten der Dauer der Beobb., und ich hoffe daher zuver 
sichtlich, dass wir wenigstens eben so genaue Elemente der Pallas er 
halten, als wir 1801 von der Ceres hatten, wenn auch die II. Elemente 
noch nicht'ganz so gut sein sollten. 
In Ansehung der Darstellung meiner Methode habe ich nun eine 
Hauptschwierigkeit, vor der ich mich am meisten gefürchtet hatte, 
glücklich überwunden. Gerade auf die vornehmste Formel, deren Auf 
findung Sept. 1801 die einzige Veranlassung zur weiteren Entwicke 
lung der Methode war, so, wie der Wunsch, eine Probe von derselben 
zu machen, mich zur Ceres brachte — war ich auf einem bizarren 
Wege gekommen, auf dem ich Sie nicht gern zu derselben führen 
mochte. Vor ein paar Tagen fand ich einen andern wohl gebahnten, 
mit dem ich zufrieden bin. Vielleicht interessirt Sie im Voraus die 
Bemerkung, dass ich sowohl bei der Entwickelung dieser Methode, als 
bei ihrer ganzen Anwendung auf Ceres und Pallas nicht eine einzige 
Figur gezeichnet habe. 
P. S. Dass die Pallas so sehr klein ist, dass Herschel 73000 
haben muss, um einen Mars daraus zu machen, hätte ich nicht gedacht. 
Ich begieife aber durchaus nicht, worauf G. Herschel seine Angabe 
gründen kann, da er doch über die Entfernung der Pallas gar nichts 
wusste. Planeta und Planetula unterscheiden zu wollen, dünkt mich 
fast Pedanterie. Gegen 4 sind auch $ Planetulae, und vielleicht 
wäre unsere Sonne gegen andere Fixsterne nur ein winziges solculus.
	        
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