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Gauss au Olbers. Göttingen, 1816 Juni 4.
Ebenso merkwürdig ist die Genauigkeit, mit welcher man in
Benediktbeurn den Oberflächen der Gläser die Kugelgestalt giebt. Fraun
hofer versichert, dass bei Prüfung derselben Tir öirWinF e i nes Zolles
noch merklich gemacht werden könne. Zu einem Achromat von 160 Zoll
Brennweite, 9 Zoll Oeffnung, waren die Gläser fertig, nur waren sie
vorerst in eine schlechte Köhre eingesetzt, so dass die Wirkung an
einem trüben Tage nur auf der Erde gesehen werden konnte. Ein etwas
kleinerer Achromat von 9 Par. Fuss Brennweite, Zoll bayr. Oeffhung,
bis 700 malige Vergrösserung, ist mit nach Neapel gekommen und kostete
4500 Gulden. Was von noch grösseren Oeffnungen erzählt wird, sind
Fabeln für jetzt; es wird erst unendliche Mühe kosten, bis man von
9 Zoll zu 10 Zoll Oeffnung übergehen kann.
Unser Heliometer (im engeren Sinne ohne Stativ und Rohr) werde
ich noch einmal nach Benediktbeurn zurückschicken, damit Fraunhofer
an die Stelle des Halbkreises, der die Lage des Schiebers gegen den
Stundenkreis angiebt, einen ganzen und mit mehr Sorgfalt getheilten
Kreis setze. Er hatte diesen Halbkreis nur als eine Nebensache an
gesehen, und war auf meinen Wunsch sogleich willig, diese Verände
rung zu machen, wodurch das Instrument sehr gewinnen wird. Er
erbietet sich in seinem Briefe, wenn Sie es wünschen, diese Verbesse
rung auch an dem Ihrigen zu machen. Das von Lindenau bestellte
stand schon ganz fertig in Benediktbeurn und sollte abgeschickt werden,
sobald diese Aenderung angebracht wäre.
Da Lindenau, wie er mir schreibt, die für Sie mit bestellten Mai
länder Ephemeriden 1816 noch nicht empfangen hat und Ihnen wahr
scheinlich lieb sein wird, sie bald zu haben, so schicke ich sie Ihnen
liier. Möchte nur das Wetter bald günstiger werden. Seit meiner
Rückkunft ist noch kein heiterer Abend gewesen; ich warte mit Un
geduld darauf, um die Juno zu observiren, die in diesem Jahre an In
strumenten mit Beleuchtung schwerlich sichtbar sein wird. Sollte Ihnen
das Wetter günstiger sein, so werden Sie sich sehr verdient machen,
wenn Sie den Beobb. dieses Planeten einige ilbende schenken.
Auf meiner Rückreise habe ich mich ein paar Tage auf dem See
berge aufgehalten, wo ich das Vergnügen hatte, drei meiner ehemaligen
Schüler beisammen anzutreffen, Nicolai, Encke und Möbius. Letzterer
ist jetzt Professor der Astronomie in Leipzig, an Mollweide’s Stelle,
und auf einer gelehrten Reise begriffen, auf welcher er wahrscheinlich
auch nach Bremen kommen wird. Nicolai wird seine Stellung in Mann
heim nächstens antreten. Wächter hatte einen Ruf nach Danzig, allein
nicht an Koch’s Stelle, welcher, so viel ich weiss, noch am Leben ist,
sondern an das Lyceum mit ca. 800 Thlr. Gehalt. Er hat ihn indessen
nicht angenommen, jedoch seine Stelle in Altenburg niedergelegt. Soviel