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Olbers an Gauss. Bremen, 1816 Juni 30.
No. 326. Olbers an Gauss. [m
Bremen, 1816 Juni 30.
Die interessanten Notizen über Beichenbach, Fraunhofer, Sold
ner u. s. w. und über die Arbeiten in Benediktbeurn und München, die
Sie mir in Ihrem lieben Briefe vom 4. Juni mittlieilen, haben mir recht
viele Freude gemacht. Wie oft habe ich mich auf dieser Beise in
Ihre Gesellschaft gewünscht! Noch habe ich von dem Erfolg Ihrer
gütigen Bestellungen für mich nichts weiter gehört. Wahrscheinlich
bezog sich das „diesen Monat“, in welchem Fraunhofer noch die Ab
sendung bewerkstelligen wollte, auf den Juni, nicht auf den Mai.
Ihr Promemoria wird in Hannover gewiss gebilligt, und so die
Sternwarte in Göttingen auf eine Art ausgerüstet werden, die sie auch
in dieser Hinsicht, nicht bloss in Ansehung ihres Direktors, zur ersten
in Europa macht. Schonen und erhalten Sie nur Ihre Gesundheit, lieber
Gauss. Sie sagen mir nichts von dem Erfolge Ihrer Beise in Absicht
auf diese. Denken Sie, dass Sie nicht bloss für Ihre Familie und für
Ihre Freunde, sondern für die Wissenschaft und für die Welt noch
lange, sehr lange leben und gesund sein müssen. Ich bitte Sie recht
inständig, mich gelegentlich mal recht umständlich von Ihrem Befinden
zu unterhalten und von Ihrem gewöhnlichen Begime und Diät Bechen
schaft zu geben. — Könnte ein Geist, wie der Ihrige, das wirklich
etwas fade und leere Brunnenleben ertragen und vier Wochen hindurch
das far niente, das mir immer so gut bekommt, aushalten, so würde
ich Sie dringend nach Pyrmont einladen, wohin ich den 8. Juli gehe
und bis zum 8. oder 9. Aug. zu bleiben gedenke. Mein Sohn, nach
dem Sie sich so freundlich erkundigen, ist so weit wieder hergestellt,
dass er wieder ausgeht. Er hat aber die Pyrmonter Kur noch sehr
nöthig und wird mich, wie meine Tochter, begleiten.
Bessel schreibt mir in seinem letzten Briefe, er habe die Noth-
wendigkeit, seine Sternwarte mit einem starken BEicHENBACH’schen
Kreise auszurüsten, in Berlin dringend vorgestellt. „Ob es Erfolg hat,“
fährt er fort, „muss man erwarten; gewiss scheint es mir aber zu sein,
dass die Thätigkeit meines jetzigen Kreises nicht mehr lange dauern
wird, indem jetzt fast alle Sternwarten bessere besitzen oder erhalten.
Auf keinen Fall aber will ich % ein Instrument haben, was noch eins
über sich leidet. Sehr hätte ich gewünscht, dass bei Gelegenheit meiner
Beobb. von einem kompetenten Richter, namentlich von unserm Freunde
Gauss, die Nothwendigkeit, meine Sternwarte besser zu versorgen, in
Anregung .gebracht wäre. Die Herren in Berlin glauben, dass alles
geschehen ist, da viel geschehen ist. •— Ich habe dagegen angekämpft,