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Gauss au Olbers. Gottingen, 1817 Februar 15.
In Astronomicis habe ich eigentlich in den letzten Monaten wenig
gearbeitet; hauptsächlich haben mich einige Untersuchungen der höheren
Arithmetik beschäftigt; über einen Gegenstand dieser Wissenschaft habe
ich dieser Tage der Societät eine Abhandlung eingereicht, worüber Sie
in Kurzem in den Gott. Gel. Am. eine nähere Nachricht finden werden. 1 )
Auch habe ich angefangen, für die Pallasstörimgen eine Hülfstafel
zu berechnen, eine Arbeit von ca. | Million Ziffern, und die ich ohne
die tliätige Beihülfe einiger jungen Leute, besonders des Hrn. Westphal,
gar nicht hätte unternehmen können. Mehr als die Hälfte ist schon
fertig. Wenn die Tafel ganz vollendet ist, werde ich noch einmal alle
Oppositionen auf das sorgfältigste berechnen und dabei auch die Beobb.
von 1802, die bisher gar nicht mit angewandt waren, anziehen. Die
Anwendung der Wahrscheinlichkeitstheorie giebt meiner Bestimmung
der 4 Masse schon jetzt dieselbe Zuverlässigkeit, welche die BouvARD’sche
nach La Place’s Rechnung hat. Die letzte Opposition ist dabei noch
nicht einmal zugezogen, sie wird den Werth nur sehr wenig ändern,
aber die Zuverlässigkeit bedeutend vergrössern. Noch mehr wird die
nächste 8 leisten. Suchen Sie doch auch die £ sobald wie möglich
auf. Die Ephemeride für 1819 ist auch bereits von Hrn. Tittel be
rechnet, welcher noch hier ist, aber in Kurzem nach Paris abreisen wird.
Ihr Aufsatz über % Cygni 2 ) hat mir ungemein viel Vergnügen ge
macht; noch hat mir aber das Wetter nicht erlaubt, mich nach ihm
umzusehen. Sie sagen, er stehe auf keiner unserer Karten, allein er
kommt sowohl auf No. 17 als auf No. 25 von Harding’s Karten vor,
obwohl auf letzterer die gewöhnliche Verwechslung begangen und
X Flamsteed als Variabilis bezeichnet ist.
Haben Sie das Fernrohr, welches ich Ihnen bei Fraunhofer be
stellte, schon erhalten, und ist Ihnen das Wetter zu Beobb. mit dem
Heliometer günstiger gewesen? Das hiesige steht noch auf der alten
Sternwarte.
Sollte sich unter Schroeter’s Papieren nicht noch manches Inter
essante zu Operibus posthumis finden, und könnten Sie nicht veranlassen,
dass dazu geschritten würde. Ich habe Harding davon gesagt, allein
es wird wohl wiederholter Impulse bedürfen. Mit dem Druck von
Bessel’s Bradley ist in Gotha bereits der Anfang gemacht. Haben
Sie bereits die Gönn, des tems für 1819? Wie ich höre, soll sie schon
erschienen sein.
V egen der der Sternwarte von Ihnen gütigst überlassenen Bücher
Vergl. Gauss Werke Bd. II, S. 47: Theorematis fundamentalis in doctrina de
residuis quadraticis demonstrationes et ampliationes novae. Die Anzeige darüber
Bd. II, S. 159. S ch.
2 ) Vergl. Bd. I, S. 528, Abhandlung No. 157. Sch.