Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1818 Februar 4. 
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die Mühe giebt, die Sterne, die nicht im Piazzi oder in der Hist. Cel. 
Vorkommen, am Himmel aufzusuchen und zu beobachten. Dörfel’s 
Beobb. verdienen schon desswegen einen Platz in dieser Abhandlung, 
da Dörfel s Schrift über den Kometen von 1680 so berühmt geworden 
ist. Die Beobb. dieses, freilich oft viel zu hoch gepriesenen, oft aber 
auch zu sehr herabgesetzten Astronomen, sind so schlecht nicht, als 
Hr. v. Zach sie ansieht. Er beobachtete mit einem Radio, der, wie 
er sagt, „von solcher Länge und Art, obwohl weniger Kostbarkeit ist, 
dass der Unterschied von ein oder zwei Minuten im Absehen gleich zu 
merken“, und mass oft an einem Abend vier oder fünf Distanzen. Da 
unser Verfasser sagt, „er könne keine wirkliche Beob. ungeprüft lassen,“ 
so gehören also die DöRFEL’schen um so mehr in die Abhandlung, als 
es gar nicht ausgemacht ist, ob nicht einige von ihnen wirklich als 
stimmfähig bei der Bahnbestimmung anzusehen sein, und den Cassini- 
sclien und PiccART’schen nicht so sehr nachstehen dürfen. Schade, dass 
Dörfel selbst die drei Beobb. vor dem Perihel für weniger genau hält. 
— Zimmermann’s Cometoscopia besitze ich nicht vollständig, muss aber 
doch bemerken, dass Newton sich irrt, wenn er von dem von ihm nach 
Zimmermann angeführten Ort des Kometen sagt, Zimmermann habe ihn 
Norimbergi captis a fixis distantiis bestimmt. Zimmermann beobachtete 
nicht zu Nürnberg, sondern zu Bietigheim in Württemberg, und gerade 
dieser von Newton angeführte Ort des Kometen ist nur durch miss 
liche Alignements, nicht durch Fixsterndistanzen bestimmt. Allein am 
folgenden Tag, den 4. Dec. morgens, nahm Zimmermann mit seinem 
Gehülfen 2 Paar Sterndistanzen. Nach Z[immermann’s] eigener Reduk 
tion stimmen die Resultate schlecht unter sich, und noch schlechter mit 
der Ephemeride; ob eine neue Reduktion viel bessere Resultate liefern 
wird, muss ich bezweifeln, wenn ich gleich in Z[immermann’s] Rech 
nung bei den ersten Distanzen einen Fehler vermuthe. 
Mich wundert, dass unser Freund Lindenau, der doch, wie ich 
glaube, dem Verfasser der Preisschrift nahe ist, und weiss, dass ich 
manches über Kometen gesammelt habe, sich nicht wegen dieser Schriften 
an mich gewandt hat. Vielleicht wird indessen der Verfasser dieser 
schönen Preisschrift noch die Mühe über sich nehmen, diese Beobb. in 
einem Anhänge zu diskutiren, wozu ich gern die nöthigen Auszüge aus 
den angeführten Schriften oder die Schriften selbst kommuniciren will. 
Sehr wäre es zu wünschen, dass wir vor dem Perihel eine ähn 
liche Reihe guter Beobb. hätten als nach dem Perihel. Dann würde 
sich vielleicht Newton’s doch wohl nicht ganz unwahrscheinliche Muth- 
massung, dass ein der Oberfläche der Sonne so nahe und mit so un 
geheurer Geschwindigkeit vorbeistreichender Komet einigen V iderstand 
in der Sonnenatmosphäre erlitten haben könne, einer näheren Prüfung
	        
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