Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

082 
Olbers an Gauss. Bremen, 1818 Februar 4. 
unterwerfen lassen. Dieser Vermuthung Newton’s gedenkt unser Ver 
fasser gar nicht. Freilich haben auch Newton und Halley die beiden 
Aeste der Kometenbahn ohne Bedenken als durchaus zu demselben 
Kegelschnitt gehörend angesehen. 
Von meiner Vorlesung über den Einfluss des Mondes urtheilt Ihre 
parteiische Freundschaft viel, viel zu gütig. Alle, oder auch nur eine 
grosse Zahl meiner im Museum gehaltenen Vorlesungen drucken zu 
lassen, würde wohl eine schlechte Unternehmung sein. Die mehrsten 
haben nur höchstens einiges, gerade von der Zeit, wo sie gehalten 
wurden, abhängiges Interesse, und sind alle sehr flüchtig und eilig 
niedergeschrieben. Gerade bei der, die Sie durchzulesen die Geduld 
gehabt haben, möchte ich indessen wohl eine Ausnahme machen, um 
einmal öffentlich zu sagen, was einem Arzt und Astronomen seine 
37jälirige Erfahrung über die Einwirkung des Mondes auf Krankheiten 
gelehrt hat. Aber wohin soll ich sie zum Druck schicken? Für wissen 
schaftliche Zeitschriften, z. B. unsere astronomische, oder Gilbeet’s 
Annalen, ist sie wirklich zu leichte Waare. Das Hannoversche Magazin 
hat einen zu beschränkten Leserkreis, und für das Morgenblatt oder 
ein ähnliches ist sie, glaube ich, zu gross. 1 ) 
Es ist mir höchst befremdend, dass man von der englischen Grad- 
messung und ihren Resultaten noch weiter nichts gehört hat. Ich finde 
bisher weder in Journalen noch Zeitungen etwas davon erwähnt. 
In dem Jahrgange der Philos. Trans, für 1817 ist eine mir inter 
essante Abhandlung von Herschel: Astronomical observations and ex- 
periments tending to investigate tlie local arrangement of the celestial 
bodies in Space, and to determine the extent and condition of the Milky 
Wag. — Herschel nimmt seine ehemalige Behauptung, dass er mit 
seinen grossen Teleskopen bis über die äusserste Grenze unserer Milch 
strasse hinaus sehen könne, zurück. Wenn man alle Sterne an sich für 
gleich gross und gleich hell annimmt, so müssten sich die Distanzen 
folgender Sterne nach seinen Versuchen verhalten: Sirius 1, Capella, 
Lyra ll, Procyon lf, ß Tauri, a Andromedae 3, i Aurigae 6, n Gemi- 
norum 12 und d Geminorum 15. Der letztgenannte Stern d Geminonun 
6. Grösse ist noch gut mit blossen Augen zu erkennen. Herschel fol 
gert daraus, dass im Mittel die Sterne 6. Grösse 12 mal so weit von 
uns entfernt sind, als die Sterne 1. Grösse. Wenn er nun mit blossem 
Auge Sterne bis zum Abstande =12 sehen kann, so sieht er sie mit 
seinem 20fiissigen Teleskop bis zum Abstande =900 und mit dem 
40füssigen bis zum Abstande =2300 etc. 
Weniger zufrieden bin ich mit Pond’s Abhandlung über die Pa- 
9 Vergl. Bd. I, Abhandlung No. 10, S. 141 ff. 
Sch.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.