Gauss an Olbers. Göttingen, 1819 [Anfang April].
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Uebrigens hat die Bestimmung von AB keine besondere Schwierigkeit.
Es sei G der heliocentrische Ort, GH ein Theil des grössten
Kreises, der die heliocentrische Bahn vorstellt, H
der Punkt, der die Richtung der Tangente an der
Bahn bezeichnet, also
GH= 90° — ! v.
Dann liegt B in der Richtung von AH und es wird
AB r sin AH. dv q sinAH. dv dt sin AH.JcYZ
q cos\v q cos q . yy
wo o den Abstand von der Erde, v die wahre Ano
malie, k die Konstante meiner Theoria in Sekunden
bedeutet.
Ich habe neulich Veranlassung gehabt, zu bemerken, dass die An
wendung, welche Hr. Litteow von der Methode der kleinsten Quadrate
auf die BEssEL’schen Yß gemacht hat, von Fehlern wimmelt. Meiner
Meinung nach gehört Bessel’s Passage-Instrument in keiner Rücksicht
zu den besten; seine ungeheure Wandelbarkeit, der schlechte Gang
seiner Ehr, die schwache Vergrösserung, die Dicke und geringe Anzahl
der Fäden, alle diese Umstände machen, dass die Resultate denen, die
von besseren Instrumenten abhängen, nicht gleichkommen können, ob
gleich Niemand mehr als ich überzeugt ist, dass Bessel seinerseits alles
gethan hat, was sich damit thun lässt. Es war mir daher anfangs be
fremdend, dass Littrow aus zweijährigen Beobb. Resultate gefunden
haben wollte, die nur wahrscheinliche Fehler von wenigen Tausend-
theilen von Sekunden haben sollen. Schon daraus muss dies höchst
verdächtig werden, weil in den einzelnen Reihen, trotz des grossen Ge
wichts, was Littrow daneben setzt, Differenzen Vorkommen, die fast
eine Zeitsekunde betragen, z. B. pag. 13 bei 18—0. Bei näherer Prü
fung finde ich aber, dass Littrow’s Anwendung der Methode der kleinsten
Quadrate von Anfang bis zu Ende fehlerhaft ist. Z. B. pag. 23 ist die
richtige Formel nicht sondern dann ist die Formel sowie
P + q p-\~a
das ganze Verfahren nur richtig, wenn die p Beobb., worauf sich ein
Resultat gründet, von den q Beobachtungen, worauf das andere sich
gründet, ganz unabhängig sind, was hier gar nicht der Fall ist.
Es fällt einem hierbei unwillkürlich der Münchener Astronom ein, der
die Länge von München an 37 Sonnenfinsternissen bestimmt zu haben
vorgab, während es nur eine einzige war, die ausser München noch
an 36 anderen Orten beobachtet war. Ich kann mir nicht vorstellen,
dass Littrow’s ungeschickte Lobpreisungen unserem Freunde angenehm
sein können. — Um definitive Rektascensions-Bestimmungen zu erhalten,