Olbers an Gauss. Bremen, 1821 Mai 25.
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No. 418. Olbers an Gauss. [aas
Bremen, 1821 Mai 25.
Fast glaube ich, dass ich das letzte Mal nicht alles erhalten habe,
was Ihre Güte mir, wenigstens anfangs, zugedacht hatte, denn Ihr
Brief endigt auf der vollgeschriebenen vierten Seite ohne Unterschrift
und Datum. Für die mir so interessanten Nachrichten von den Vor
bereitungen zur Gradmessung sage ich Ihnen recht vielen Dank. Es
wäre prächtig, wenn sich Hannover und Braunschweig mit so wenigen
Dreiecken erreichen liesse. Ich erinnere mich, dass man in Hannover
vom Walle (also gewiss noch weit leichter und öfter von dem hohen
Marktthurm) jedoch nur zuweilen und bei dem heitersten Wetter den
Brocken sieht. Ob aber deswegen ein grosses Dreieck zwischen Brocken,
Hannover und Köterberg möglich ist, und besonders ob man Hannover
vom Brocken deutlich sehen kann, weiss ich nicht. Den Köterberg
kenne ich recht gut. — Möchte nur das Wetter diesen Sommer Ihren
Operationen vortheilhafter sein, als es sich bisher anlässt. Besonders,
mein theurer Gauss, bitte ich, beschwöre ich Sie, schonen Sie Ihre Ge
sundheit! Sie wissen, wie leicht körperliche grosse Anstrengungen
nachtheilig auf diese wirken. Lassen Sie sich also ja durch übertrie
benen Diensteifer nicht dazu verleiten.
Encke schreibt mir, die BAEYER’schen Vermessungen würden dieses
Jahr bis Seeberg Vordringen. — Ist Ihnen etwas Näheres über die
schwedische Triangulirung bekannt? Und ist diese wohl so genau,
dass sich dadurch die .Lappländische Gradmessung schicklich mit
Schumacher’s Dreiecken verbinden lassen wird? Ich möchte dies um
so mehr wünschen, da ich, wie ich Ihnen schon sonst gestanden habe,
noch immer einigen Zweifel gegen den astronomischen Theil von Svan-
berg’s Operationen liege. 1 )
Um Nachrichten wegen einer Uhr habe ich gleich an Rümker
geschrieben, aber von diesem, der sonst fast posttäglich schrieb, keine
Antwort, auch überhaupt seit 4 Posttagen keine Zeile erhalten. Viel
leicht hat er plötzlich und früher abreisen müssen, als er glaubte.
Sollte ich von ihm keine-oder keine befriedigende Antwort erhalten,
so werde ich nächstens deswegen an Young oder den jüngeren Herschel
schreiben.
Durch letzteren hat mir Hr. George Browne seine Bemerkungen
wegen des letzten sogenannten Mondvulkans mitgetheilt, die freilich,
x ) Siehe Brief No. 400 u. 404 an Gauss. Krm.