Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

HO Olbers an Gauss. Bremen, 1821 Juni 15. 
doch höchst sonderbar, dass unter den 4 Kometen, die sich 1819 zeigten, 
3 eine so kurze Umlaufszeit haben. Freilich scheint nur bei sehr 
kleinen Kometen nach den bisherigen Erfahrungen eine sehr kurze 
Umlaufszeit stattzufinden; aber doch wird dadurch Ihre Yermuthung 
sehr bestärkt, dass es unter den älteren bisher bloss nach der Parabel 
berechneten Kometen noch mehrere geben mag, die eine nicht un- 
mässige excentrische Ellipse beschreiben. Ueber zwei solcher älteren 
Kometen muss noch über kurz oder lang eine Untersuchung angestellt 
werden, ob sie identisch oder verschieden sind. Dies sind nämlich die 
Kometen von 1699 und 1799 Dec. 1 ) Ihre Bahnen haben in allen Be 
stimmungs-Stücken als Parabeln eine grosse Analogie, und die Ver 
schiedenheit der einzelnen ist nicht grösser, als sie zwischen den para 
bolischen Elementen des ENCKE’schen Kometen in den Jahren 1795 
und 1805 war. Vielleicht lassen sich also auch die Bahnen jener beiden 
Kometen durch eine Ellipse vereinigen. Ich werde Encke zu dieser 
Untersuchung auffordern, wenn Sie nicht etwa wünschen oder vor 
ziehen, sie dem Hrn. v. Staudt zu überlassen, der sich mit so vieler 
Geschicklichkeit in solchen Rechnungen zu beschäftigen scheint. — 
Nur wird es darauf ankommen, ob die Beobb. von 1699 nicht zu grob 
sind, etwas Gewisses darüber ausmachen zu können. 
Encke hat mir nun auch die Ephemeride seines Kometen * 2 ) vom 
28. Sept. 1821 bis 25. Febr. 1822 geschickt. Ob wir ihn aber werden 
erblicken können, bleibt mir sehr zweifelhaft. Es kommt alles darauf 
an, inwiefern er hell genug sein wird, ihn von dem nie ganz dunkeln 
Grunde des Himmels zu unterscheiden. Da er im Jan. 1819 genau die 
Grösse, das Ansehen und die Helligkeit des Nebelflecks am Kopf des 
Wassermanns hatte, so habe ich vorigen Herbst versucht, wie nahe am 
Horizont ich diesen Nebelfleck noch unterscheiden konnte. Aus den 
von Bouguee und Lambert auf ihre beiderseitigen Erfahrungen ge 
gründeten, freilich sehr verschiedenen Tafeln (ich ziehe die BouGüER’sche, 
besonders wie sie Karsten berichtigt hat, vor) konnte ich dann finden, 
in welchem Verhältniss die Helligkeit des Nebelflecks durch seine niedere 
Lage geschwächt wurde. Meine Beobb. begünstigen doch die Hoffnung, 
ihn im Dec. und Jan. in einer Höhe von >>30° sehen zu können, 
wenigstens mit Teleskopen von der Lichtstärke, mit denen Sie den 
Kometen von 1815 so lange verfolgten. 
Rümker ist am 11. Mai auf dem Royal George nach Neu-Süd- 
Wales abgesegelt. Fällt Ihnen noch etwas ein, was Sie besonders auf 
den südlichen Sternwarten beobachtet zu haben wünschen, so bitte 
9 Komet 1799, II. Krm. 
2 ) Komet 1819, I. Vergl. Brief No. 385. Krm.
	        
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