Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1821 Juli 1. 
die Alhidade um a (oder nominell 2 a) vorzurücken und hat seinen 
Zweck erreicht. Man kann hei einiger Uebung die Stellung leicht so 
machen, dass jene Koincidenz erst nach ein paar Minuten eintreffen 
würde, und wenn man sich dann beeilt, abzulesen und Alhidade vor 
zurücken, so gelingt es wohl, dass der Beobachter an dem Ort, wohin 
das Licht geworfen wird, über 2 Minuten den vollen Glanz geniesst. 
Offenbar ist die Mühe ohne Vergleich geringer, wenn sogleich am 
grossen Spiegel, senkrecht auf der Ebene des Sextanten, unter der 
Neigung a ein dritter Spiegel befestigt ist. Der Sextant wird dadurch 
ein vollkommener Sonnenspiegel und steht nur deswegen sehr nach, 
weil theils das kleine Fernrohr mit seinem halben Licht nicht auf 
sehr grosse Distanzen trägt, und theils weil dieser dritte Spiegel bei 
den Bewegungen des Sextanten auf seinem Stativ nicht in Buhe bleibt. 
Ich denke jedoch behufs der Contre-Signale an meinem Sextanten einen 
solchen 3. Spiegel anbringen zu lassen. 
Bei den kleinen bisher angestellten Versuchen ist es nun so ge 
gangen. Zuerst, bloss auf der Terrasse der Sternwarte, Distanz 60 m, 
war das Licht so, dass man auch nicht einen Augenblick ohne Schmerz 
hinsehen durfte. Zweitens etwas abwärts, Distanz 150 m, war das 
nur ein paar Sekunden fortgesetzte Hinsehen dem Auge peinlich. Nur 
diese beiden Versuche habe ich selbst gemacht, da ich bisher nie 
mand habe, der die Stellung machen könnte, und [ich] also dies selbst 
thun musste. (Es würde leichter sein, einen anderen dazu abzurichten, 
wenn nicht das Stativ sehr unvollkommen balancirt wäre, so dass es, 
wenn die Versuche nicht völlig misslingen sollen, mit äusserst leichter 
Hand behandelt werden muss; 'wenn ein dritter Spiegel erst da ist, 
fällt offenbar diese Schwierigkeit weg.) Bei den folgenden Versuchen 
haben theils der jetzt hier angesetzte Prof. Uleich, theils Hr. Lieutenant 
Haetmann beobachtet. 
Beim dritten Versuch war die Distanz 300 m. Hr. Prof. Uleich 
beschrieb das Licht als herrlich und beim anhaltenden Hinsehen dem 
Auge beschwerlich. 
Vorgestern ein 4. Versuch auf die Distanz 2000 m. Hr. Prof. 
Uleich qualificirte das Licht wieder als herrlich und verglich es mit 
einem 3 fachen Glanze der Venus, wie sie, wenn sie am schönsten ist, 
bei Nacht erscheint. Sein Begleiter habe nicht genug sein Erstaunen 
zu erkennen geben können, wie ein solcher Glanz hervorgebracht sei. 
Gestern 5. Versuch, am Platz des künftig zu errichtenden südlichen 
Meridianzeichens, wo ich eine beträchtliche Waldung habe durch- 
hauen lassen müssen, Distanz 11890 m. Hr. Lieutenant Haetmann be 
titelt das Licht wieder als herrlich und meint, dass es an Intensität 
wohl noch der Venus in der Abenddämmerung gleichgekommen, aber
	        
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