Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1821 Juli 15. 
Vom Amtmannshau-Signal (unrichtiger Steinliauerliau genannt, auf dem 
östlichsten Ende des Hils, eine Stunde südl. von Ammensen) zeigte sich 
zwar in der späteren Abendstunde die Spur, allein ich erkannte, dass 
es noch wie durchsichtig, nicht bebrettet, wenigstens nicht geschwärzt 
war. Ich gab daher dem Kapt. Müller auf, Sonnabends ganz früh 
dahin abzugehen, die Vollendung zu beschleunigen, und gab ihm zu 
gleich den endlich nun auch transportabel gewordenen Heliotrop mit, 
um einen Versuch damit zu machen. 
Gestern Nachmittag erschien daselbst das ein wenig geschwärzte 
Signal, bei wallender Luft kaum zu erkennen, und ich wiederholte daher 
zuerst noch den Winkel zwischen den beiden näheren Punkten. Der 
Amtmannshau selbst schien im Schatten zu liegen. Während ich mit 
jener Messung beschäftigt war, jauchzten auf einmal meine Kanoniere 
alle laut auf, und ein herrliches feines Silberpünktchen erschien auf 
dem Amtmannshau dem blossen Auge sichtbar (Distanz 37 000 m oder 
5 geograph. Meilen). Das Wetter blieb im Allgemeinen ungünstig und 
unterbrach die Sichtbarkeit oft, doch wurde die Luft ruhiger und die 
Bilder schärfer, und ich erhielt 30 Beobb. meines Winkels zwischen 
Hohehagen und Heliotrop, die desto schöner sich anstellen Hessen, wenn 
der Silberpunkt viel zu schwach war, um dem blossen Auge sichtbar 
zu sein. Noch kurz vor Sonnenuntergang war das letztere der Fall. 
Meine Winkelmessungen, in 6 Sets getheilt, geben folgende Resultate 
119° 37' 24",45 
19,75 
24,65 
23,45 
22,85 
23,10 
Mittel aus allen 119°37' 23",04 
oder mit Ausschluss 
der zweiten Reihe 23,69 
Beim zweiten Set scheint ein kleines Dérangement gewesen zu 
sein. Der Winkel ist übrigens nicht der wahre, da man deutlich sehen 
konnte, dass etwas westlich von der Mitte des Signals der Heliotrop 
stehen musste, vermutlilich weil das Postament noch nicht fertig. Eine 
fünffache Messung gab noch den Winkel zum Signal selbst 
119° 37'28",55, 
den Tag zuvor war derselbe gleichfalls aus 5 Messungen 
119° 37'30",30 
gefunden, wo jedoch das Signal „noch unvollendet sehr schlecht zu 
sehen gewesen. 
Meinen Sextanten hat mir Rumpf jetzt auch zu einem Heliotropen 
der 3. Art vorgerichtet, und ich werde nun versuchen, ob er so brauch
	        
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