Gauss an Olbers. Brockenhaus, 1821 September 28.
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Sonne hörte die Anwendbarkeit ganz auf. Dieses Licht war zwar sehr
schwach, aber recht nett zu pointiren. Müller's Licht — ohne Zweifel
wegen Beschaffenheit der Atmosphäre (des weniger günstigen Incidenz-
winkels nicht zu gedenken) — noch schwächer und schwerer zu be
obachten; es leidet aber keinen Zweifel, dass bei günstigerer Luft in
einer solchen Entfernung das Heliotroplicht noch sehr schön sein muss.
Das Licht vom Lichtenberg, 42437 m, war fast ununterbrochen dem
blossen Auge sichtbar; das vom Hils, 55122 m, sah ich gleichfalls in
den Vormittagsstunden häufig so (meine Soldaten fast ununterbrochen),
wobei Sie abrechnen müssen, dass die Lorgnette sehr viel Licht ver
schluckt und auch zerstreut, so dass ceteris paribus die Helligkeit dem
Kurzsichtigen, der sich der Lorgnette bedienen muss, wohl kaum halb
so gross ist. — Andere von hier aus sichtbare interessante Punkte sind
nach Gelegenheit auch, obwohl meistens ohne Repetition, beobachtet.
Braunschweig war ein paar Mal leidlich zu beobachten; Magdeburg
einmal; der Hercules und das noch etwas weitere Burghasungen, Struth
bei Mühlhausen und Petersberg bei Halle auch einmal. Alles dieses
natürlich in der ersten Woche. Von Hannover nie eine Spur, obgleich
ich Azimuth und Höhe genau wusste. Ueberhaupt ist das Sehen ent
fernter Objekte, die sich gegen die Erde projiciren ganz ausser
ordentlich schwierig*) wegen der BMfsse und besonders bei der Ein
richtung unserer Fernrohre, wie sie an den Theolithen befindlich sind,
deren Ruhm es zwar ist, sehr stark zu vergrössern, und die auch rück-
siclitlich der Deutlichkeit diese Vergrösserung sehr gut vertragen, aber
nicht bei so schwachen Gegenständen rücksichtlich des Lichts. Ein
elendes von einem Juden in Hannover verfertigtes Fernrohr, welches
der Ltn. Hartmann bei sich hat, und welches etwa £ so viel ver-
grössert wie das des Tlieodolithen, zeigte bei gewöhnlichem, d. i. nicht
besonders günstigem Zustand der Luft die entfernten Gegenstände weit
besser als dieses, ja zeigte sie zuweilen, wenn ihr Dasein mit diesem
nicht zu erkennen war. Dagegen bei ganz vortrefflicher Luft tritt die
Superiorität der stark vergrössernden FRAUNHOF[ER'schen] Fernrohre
glänzend hervor, und beim Heliotropenliclit ist allemal die stärkste Ver
grösserung die beste, denn wenn das Fernrohr scharf ist, bleibt jenes,
wie stark man auch vergrössere, immer derselbe Punkt, während der
Grund des Feldes bei starken Vergrösserungen immer düsterer wird,
wobei jenes desto besser zu erkennen ist. Daher konnte ich am 23.
*) Nach solchen Richtungen, wo der 1cahre Horizont noch weiter als z. B. der
Inselsherg, Wilhelmshöhe, Rüterberg, Petersberg etc. entfernt ist, habe ich denselben
niemals sehen können, Erde und der unten immer etwas dunstige Himmel verlieren
sich verwaschen eines ins andere.