142 Gauss an Olbers. Altona, 1821 December 5.
Unterschiede der Punkte vom Seeberg berechnet, die Zach und seine
Gehiilfen durch Pulver-Signale bestimmt haben und unter Voraussetzung
der Abplattung = folgende bedeutenden Unterschiede gefunden:
AA Signale Müffling 1 )
Inselsberg . . . 15' 43",60 15'20",17 + 23",43 15' 43",54
Struth 25 22,05 25 16,95 -f- 5,10 25 22,04
Boineburg ... 43 10,38 43 1,65 -j- 8,73 48 10,15
Hercules b. Cassel 1°20' 8",17 1°18' 49",5 + 78,67 i°20' 7",87
Wenn gleich ein bedeutender Theil dieser Unterschiede in mangel
hafter Zeitberichtigung der Beobachter liegen mag, so ist doch aus den
allgemein positiven Unterschieden klar, dass die Abplattung in der
Gegend um Seeberg weit grösser als ++ angenommen werden muss.
Bei der neuen Verbindung der englischen und französischen Küste
bedient man sich wieder der Reverberes, von denen man rühmt, dass
sie noch auf 90 englische Meilen gut gesehen werden können. — Merk
würdig war es mir, dass Nicollet in der ausführlichen Ankündigung
dieses Unternehmens mit keiner Silbe erwähnt, dass diese Verbindung
beider Küsten schon früher von Roy, Cassini u. s. w., damals doch als
so genau und zuverlässig gerühmt, ausgeführt sei.
Der Staatsrath Langsdorf hat sich von hier nach Brasilien ein
geschifft. Zu einer künftigen, auf Kosten des Kaisers von Russland
durch ganz Südamerika ad modum des Hrn. v. Humboldt zu unter
nehmenden Reise hat er unter anderen den durch seine Draisine be
kannten Baron v. Drais gewählt, um ihn als Astronom und Mathema
tiker zu begleiten. Der windige, eitle junge Mann versteht noch nichts
von Astronomie; er hat sich bei mir etwas mit den Sextanten geübt,
und ich habe ihn mit den nöthigsten Büchern versehen, fürchte aber
doch, dass er das Erforderliche nur sehr unvollkommen leisten wird.
Doch ich ermüde Sie mit meinem Geschwätz! Leben Sie wohl,
mein theuerster Freund!
No. 434. Gauss an Olbers. [200
Altona, 1821 December 5.
Seit einigen Tagen befinde ich mich hier, um den RAMSDON ? schen
Zenith-Sektor zu übernehmen. Zuerst die immer prorogirte Ankunft
des Königs in Göttingen, dann mehrere andere Hindernisse machten es *)
*) Diese in kleineren Ziffern gegebenen Wertke hat Gauss daneben geschrieben,
ebenso finden sich auf dem unteren Rande des Briefes Angaben von Gauss’ Hand
über grössere Differenzen MüFFLiNG’scher Beobb. in Thüringen, die er nachher im
Brief No. 436 Olbers mitgetheilt hat. Krm.