Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

144 
Gauss an Olbers. Altona, 1821 December 5. 
und ich werde daher eine ähnliche, etwas abgeänderte Einrichtung für 
einen grossen Spiegel von wenigstens 1 oder 2 Quadratfuss Fläche 
machen lassen, welcher für das Rekognosciren oder für das erste täg 
liche Einstellen von vielem Nutzen sein wird. 
Seine Majestät der König hat, wie Sie aus öffentlichen Nachrichten 
wissen, ausser der Reitbahn kein Institut in Göttingen besehen, auch 
hat nur eine sehr kurze Präsentation stattgefunden. 
Die Angelegenheit mit der hiesigen Sternwarte, von der ich Ihnen 
im vorigen Sommer schrieb, ist, wie ich jetzt finde, noch sehr weit von 
der Reife entfernt, die ich nach den damaligen Nachrichten voraus 
setzte. Ausser dem Aussuchen eines (nicht weniger als zweck 
mässigen) Platzes ist noch gar nichts geschehen. Man scheint selbst 
noch nicht recht zu wissen, was man will. Dagegen aber habe ich 
hierher einen Brief von Lindenau nachgeschickt erhalten, der unter 
anderem wörtlich folgendes enthält. G[eneral] v. Müefling schreibt an 
letzteren: x ) 
„Der Minister von Altenstein hat mich benachrichtigt, die An 
gelegenheit wegen Hofrath G[auss] sei so weit gediehen, dass er zu 
„wissen bedürfe, welche Forderungen letzterer mache, um dem König 
„Vortrag darüber machen zu können. G[auss] wünscht nicht als 
„ordentlicher Lehrer bei der Universität angestellt zu sein, und 
„Altenstein ist damit einverstanden, dass er nicht mit dem Alltäg 
lichen geplagt werde, dass er sich jedoch nicht entzöge, vielver 
sprechenden jungen Männern die letzte Feile und Mittel zur Aus 
bildung zu geben. Alt[enstein] bezweckt hauptsächlich, dass G[auss] 
„dahin wirke, den erlöschenden Ruhm einer sonst berühmten Aka 
demie wieder aufzufrischen,... A[ltenstein] wünscht dem König 
„spätestens gegen Neujahr Vortrag darüber zu machen, und die Sache 
„wird keine Schwierigkeit finden, wenn G[auss] nicht über 2000 Thlr. 
„verlangt.“ 
Die Art, wie der letzte Satz annoncirt ist, lässt erwarten, dass 
man sich auch zu einem bedeutenden Mehr verstehen würde. In der 
That würde ich, insofern hierbei von keiner Officialwohnung Erwähnung 
geschieht, da man unter 500 M. mit einer 10 [Köpfe] starken Familie wie 
die meinige in Berlin nicht wohl wohnen kann, bei jener Zahl mich 
noch verschlechtern, auch abgesehen davon, dass es übrigens in Berlin 
theurer sein mag als in Göttingen. Alle übrigen Bedingungen jenes 
Anerbietens würden hingegen mir vollkommen konveniren und die 
drückenden Missverhältnisse in G[öttingen] heben. *) 
*) Auch abgedruckt unter No. 9 im Briefwechsel Humboldt-Gauss. Verg'l. auch 
Gauss’ Brief y. 8. Juli 1821 an Olbers. Krm.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.