148 Gauss an Olbers. Göttingen, 1821 December 18.
gewesen, als dass ich daran nur hätte denken können. Darf ich aber
auf einen gewissen vorgreifenden Takt einiges Gewicht legen, so wird
eine solche Auflösung am Ende zusammenfallen müssen mit der, wo
man mit der angenommenen Richtung der Sonnenbewegung so viel als
möglich von den eigenen beobachteten Bewegungen der Sterne weg
erklären kann, oder die Summe der Quadrate der eigenen Bewegungen,
von denen man nichts mehr wegerklären kann, muss ein Minimum
werden. In dieser Beziehung sind dann 2 Fälle zu unterscheiden.
Wenn die eigene beobachtete Bewegung auf der Himmelskugel PP'
mit der Richtung PS einen spitzen Winkel macht, so lässt sich gar
nichts wegerklären, und solche Sterne müssen daher ganz aus der
Rechnung wegfallen.
Ist hingegen jener Winkel stumpf, so kann PQ Folge der eigenen
Bewegung der O sein, und QP' ist die kleinste wirkliche eigene Bewe
gung, die nicht wegerklärt werden kann. In 1 der Fig. 7 wäre dies
nicht der Fall, und eigentlich ist da die wirkliche eigene Bewegung
grösser als PP', obwohl man wegen des unbekannten Verhältnisses
der Entfernung zu der Geschwindigkeit der Sonne nicht weiss, wie
viel; je grösser jene gedacht wird, desto geringer wird die Vergrösse-
rung. Ich meine also, man soll den Punkt S da auf die Himmelskugel
setzen, wo die Summe aller [P'Q] 2 , die im Fall 2 der Fig. 7 sind, ein
Minimum wird, = s. Für ein anderes S, dem vorigen unendlich nahe,
wird dann jene Summe der Quadrate die Form bekommen
5 + a {dAf + 2 b (<iB) (dA) + c {dDf
und die Koefficienten a und c werden dann mit den Gewichten der
Bestimmung von A und D in einem einfachen Zusammenhänge stehen.
So ahne ich die Auflösung. Die Rechnungsformeln habe ich nicht ent
wickelt, 1 ) sie können aber wohl nicht sehr schwierig sein. Die eigent- *)
*) Gauss theilt in (len nächsten Briefen No. 438—440 eingehender seine Unter
suchungen über das Problem der Bewegung des Sonnensystems mit. Im Jahre 1838