Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1822 März 9. 
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verlassen müssen. Da aber, wenigstens nach Ihrem letzten Briefe, auch 
noch keine negative Kesolution erfolgt war, so sehe ich diese Angelegen 
heit noch immer als ganz unentschieden an. Dergleichen Unter 
handlungen werden oft in Berlin sehr langweilig zum Entschluss ge 
bracht, und noch ein anderer Freund von mir erwartete schon gewiss 
im Januar eine Ernennung, 1 ) die bis jetzt nicht erfolgt ist, aber doch 
wahrscheinlich erfolgen wird. 
Der ENCKE’sche Komet * 2 ) scheint nirgends auf gef linden zu sein. 
Im Febr. war auch die Nähe der glänzenden Venus sehr hinderlich. 
Sehr dankbar bin ich für die so interessanten Nachrichten über 
den Heliotrop. Ich hoffe, Sie werden uns noch mit einer eigenen Ab 
handlung über diese so äusserst wichtige und sinnreiche Erfindung be 
schenken. 
Neugierig sehe ich denVersuchen und Beobb. mit dem BAMSDON’schen 
Sektor entgegen. Aus dem 4. Theil der Base [du système] métrfique] 
oder dem Werk von Biot und Arago habe ich doch so viel gesehen, 
dass Biot seine ehemalige 4" abweichende Breitenbestimmung von Dün 
kirchen einem konstanten Fehler seines Multiplikations-Kreises zu 
schreibt und versichert, die neuere französische und englische Bestim 
mung habe genau dasselbe und auch gerade das gegeben, was Delambre 
dafür festsetzte. 
Wie Zach sich bei dem heftigen Angriff von Arago in den Annalen 
der Chemie und Physik nehmen wird, soll mich verlangen. Arago 
spricht ihm alle Kenntniss der physischen Astronomie ab und verspricht 
zu beweisen, dass Zach auch nicht mal die sphärische hinlänglich ver 
stehe u. s. w. Ich fürchte, wir werden bei dieser Fehde noch manche 
skandalösen Anekdoten erfahren. 
Young hat mir „Elementary Illustrations of the celestial Mechanics 
of La Place. Part, the first comprehending the first Book u geschickt. 
Mit einigem Befremden findet man in der „Introduction“ eine ganz ele 
mentare Mathematik, die mir doch bei einem solchen Werke von La 
Place ganz unpassend scheint. 
Am Himmel giebt es, so viel ich weiss, nichts Neues. Es ist 
sonderbar, dass die ScHUMACHER’schen Astronomischen Nachrichten ge 
rade in einer so dürren astronomischen Zeit anfangen. 
*) Vergl hierzu Olbebs’ Brief von 1822 Juni 9, No. 453. Krm. 
2 ) Siehe auch Olbebs Bd. I, No. 82. Krm.
	        
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